Von Schneewittchen lernen

Liebe Leserinnen und Leser,

für die einen sind sie die neuen Heilsbringer, andere vergleichen ihr Angebot mit dem vergifteten Apfel im Märchen von Schneewittchen: Die Rede ist von Arzneimittel-Lieferdiensten, über die in der Branche schon länger kontrovers debattiert wird. Erhellende Einblicke dazu lieferte unlängst ein Praxistest, bei dem die DAZ die beiden Start-ups Mayd und First A genauer unter die Lupe genommen hat. Das Fazit sollte zu denken geben: Die Plattform schöpft die wertvollen Kundendaten – das neue "Gold" im digitalen Zeitalter – ab, wogegen die Partnerapotheken de facto unsichtbar und damit völlig austauschbar sind. Für diese halten Mayd & Co. freilich einen schmackhaften "Köder" bereit: Schließlich winken zahlreiche Bestellungen von Neukunden, an die sie anderweitig nie rangekommen wären. Dass das die bisherigen Kunden anderer Apotheken sind, sei nur am Rande erwähnt. Der entscheidende Punkt: Ab sofort sind das weder Ihre noch irgendeines anderen Apothekers Kunden – sondern die von Mayd und First A. Will heißen: Zur Belohnung dafür, dass Sie deren Biker-Brigaden pharmazeutisch ermächtigen, verschwindet Ihre eigene Identität als Apotheke im Kleingedruckten der Plattform-AGBs. Das klingt dann doch sehr nach einem vergifteten Köder bzw. Apfel, um im Bild zu bleiben.

Was ist die Alternative? Setzen Sie alles daran, Ihre in der Regel sehr hohe Kundenbindung in die digitale Welt zu übertragen. Denn eines steht fest: Wer den digitalen Kundenzugang hat, der macht in Zukunft das Geschäft! Investieren Sie in Ihre eigene Web-Präsenz, erhöhen Sie Ihre digitale Sichtbarkeit, nutzen Sie eine App zur Kundenbindung. Und setzen Sie dabei auf Dienstleister, die keine renditehungrigen Venture-Capital-Geber im Nacken sitzen haben.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner