Vom richtigen Umgang mit der Generation Y

Stets die Work-Life-Balance im Blick


Tatiana Dikta

Die junge Generation "tickt" anders und hat hohe Ansprüche an ihre Arbeitgeber. Was das für Sie als Apothekeninhaber/-leiter konkret bedeutet und wie Sie es schaffen, junge Mitarbeiter zu motivieren und langfristig an Ihr Unternehmen zu binden, fasst unser Artikel zusammen.

In einer Apotheke arbeiten häufig mehrere Generationen eng zusammen. Weil jede Generation ihre eigenen Werte und Prioritäten hat, kann es leicht zu Konflikten kommen. Junge Menschen sind flexibel und träumen von beruflicher Karriere – sind allerdings nicht immer motiviert, Bestleistung zu erbringen, wenn ihnen die Rahmenbedingungen nicht attraktiv erscheinen. Je negativer die Stimmung in der Offizin und die Karriereaussichten sind, desto schwerer fällt die Motivation schon während der Ausbildung.

Junge Menschen wollen ganz anders geführt werden als ihre Elterngeneration – die geduldigen Babyboomer, die heute in Führungspositionen sind und seinerzeit sehr autoritäre Vorgesetzte hatten. Die Jungen sind recht kompromisslos und selbstbewusst: Gefällt es ihnen an einem Arbeitsplatz nicht, fordern sie rasch ihre eigenen Bedingungen, zeigen schlechte Leistung, verbreiten negative Stimmung oder fehlen ohne Grund.

Wenn sich dann nicht schnell etwas verändert, sind sie rasch wechselbereit, reichen die Kündigung ein und verlassen den Betrieb wieder – oftmals schon in der Probezeit. Als Arbeitgeber sind Sie gefordert, dafür zu sorgen, dass die Arbeitsplätze in Ihrer Offizin attraktiv bleiben und sich positiv von der Konkurrenz abheben.

Generation "Job-Hopping"?

Nicht nur die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitgeber, sondern auch der Wunsch, neue Erfahrungen zu sammeln, ist bei der jungen Generation häufig ein Grund für den Jobwechsel. Millennials wollen breite Erfahrungen aus verschiedenen Branchen und Kontexten erwerben, überdies sich selbst verwirklichen und die eigenen Grenzen austesten.

Arbeitgeber, die fähige Mitarbeiter zur Konkurrenz gehen lassen und sich von ihnen im Guten trennen, denken an die Zukunft des Betriebs. Denn ein Wechsel bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie nicht erneut irgendwann für Ihre Apotheke tätig sein können. Insofern lohnt es sich, eine fortschrittliche und nachhaltige Trennungskultur zu pflegen – dazu gehört unter anderem auch der Umgang mit ehemaligen Mitarbeitern.

Glasklare Vorstellungen

Eine hohe Bedeutung hat für die junge Generation, dass ihr Arbeitsplatz nachhaltig und gesundheitsfördernd gestaltet ist. Bezüglich Gehalt sowie Sozial- und Zusatzleistungen haben Berufsstarter klare Vorstellungen und Wünsche an ihre Arbeitgeber. Dazu gehören:

  • strukturierte Fortbildungsangebote, die realistische Karrieremöglichkeiten aufzeigen,
  • attraktive Freizeit- und Fitnessangebote, Benefits zur Gesundheitsförderung, Kulturpakete (Kino- oder Konzertkarten, Gutscheine),
  • Wertschätzung und Respekt von den Vorgesetzten,
  • Präsenz in den sozialen Medien – auf Instagram, Facebook, Twitter, YouTube etc. – für ein positives Unternehmensimage,
  • flexible Arbeitszeitmodelle wie Wunsch-, Teilzeit- und/oder Homeoffice,
  • ein "cooles" Betriebsklima mit Kollegen, die man auch gerne in der Freizeit trifft,
  • Vertrauen anstelle strikter Verbote (z.B. für die Handynutzung) und übertriebener Kontrolle.

Insbesondere junge Menschen, die sich nicht nur auf die Arbeit, sondern auch auf ihr Privatleben, die Familie oder ihr berufsbegleitendes Studium konzentrieren wollen, fühlen sich durch innovative Arbeitszeitmodelle angesprochen. Die junge Generation ist einerseits ehrgeizig und bereit, sich beruflich stetig weiterzuentwickeln, legt andererseits aber auch sehr viel Wert auf eine gesunde Work-Life-Balance.

Die Vereinbarkeit von Beruf, eigener Entwicklung und Familie ist jungen Menschen extrem wichtig. Beim Job-Sharing können zwei oder mehr Beschäftigte einen Arbeitsplatz und die Arbeitszeit teilen. Das vergrößert den Handlungsspielraum – sowohl in punkto Arbeitszeit als auch Aufgabenverteilung. Ein solches Modell macht Arbeitsplätze attraktiv und hilft auch Apotheken, Arbeitskräfte zu finden bzw. an das Unternehmen zu binden. Ergänzen sich idealerweise die "Tandem-Partner" beim Job-Sharing in ihren Kompetenzen und Erfahrungen, dann kann eine solche Konstellation ein großer Gewinn für alle Beteiligten sein.

(Handy-)Verbote erzeugen Widerstand

Handys, Tablets und andere elektronische Geräte sehen junge Menschen nicht (nur) als "Spielzeug", sondern als Arbeitswerkzeuge. Werden sie im Laufe des Arbeitstages von den schnell zugänglichen Informationen abgeschnitten, sind sie unzufrieden. Eine gesunde Balance zwischen einer übertriebenen bzw. produktiven Nutzung zu finden und dafür klare Regeln aufzustellen, ist eine wichtige – zugegebenermaßen nicht einfache – Führungsaufgabe.

Ein generelles Handyverbot am Arbeitsplatz sehen junge Menschen, die eine regelmäßige Nutzung gewohnt sind, als Einschränkung. Sprechen Sie daher keine strikten Verbote aus, denn das fördert nur Abwehrreaktionen. Vereinbaren Sie stattdessen eine klar geregelte Möglichkeit der gelegentlichen Handynutzung auch in der Offizin. Im Gegenzug dürfen Sie erwarten, dass Ihre Mitarbeiter sich auch in ihrer Freizeit dazu bereit erklären, das Handy gelegentlich zu checken, um Nachrichten aus der Apotheke oder dem Team zu beantworten.

Best Friend at work: Wertvolle Empfehlungs-Programme

Die Generation Y ist auch im beruflichen Kontext stark auf persönliche Beziehungen fokussiert. Der Arbeitstag in der Apotheke ist besonders lang und die Zeit, Freundschaften aus der Ausbildung zu pflegen, knapp bemessen. Die Beschäftigung einer ehemaligen Schulkollegin oder eines Kommilitonen sind daher eine gute Möglichkeit, die Arbeitszufriedenheit und Bindung engagierter Mitarbeiter an Ihr Unternehmen zu erhöhen. Allerdings werden Mitarbeiter nur dann bereit sein, einen Freund zu werben, wenn sie selbst mit den Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz zufrieden sind.

Im Übrigen: Viele große Unternehmen zahlen ihren Mitarbeitern Provisionen für das Anwerben eines neuen Kollegen und bieten dafür eigene Mitarbeiter-Empfehlungs-Programme. Solche Programme motivieren Mitarbeiter, sich aktiv für die Gewinnung neuer Kollegen zu engagieren und authentische Werbung für Ihre Apotheke zu machen.

Lange Wunschliste an den perfekten Chef

Autoritäre Führung und steile Hierarchien kommen nicht gut an – weder bei der jungen noch der älteren Generation. Vorgesetzte, die ihre Mitarbeiter inspirieren, mit ihnen kommunizieren und jederzeit ein offenes Ohr für sie haben, geben ihnen ein Gefühl von Vertrauen.

Besonders schätzen Mitarbeiter, wenn konkrete Ziele mit ihnen vereinbart werden, die Vorgesetzten ihnen vertrauen, ihre Verbesserungsvorschläge ernst nehmen und in die Praxis umsetzen. Außerdem sollten Chefs gut erreichbar sein, transparent informieren sowie die Zusammenarbeit grundsätzlich konstruktiv und fair gestalten.

Geben Sie deshalb nicht nur erfahrenen Mitarbeitern die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz aktiv mitzugestalten und zu entwickeln, sondern seien Sie auch für Ideen junger Menschen offen. Je mehr Handlungsspielräume sie bekommen, desto stärker fühlen sich junge Menschen emotional mit ihrem Arbeitsplatz verbunden und umso stärker werden sie sich engagieren und motiviert bei Ihnen arbeiten.

Quellen

Tatiana Dikta, B.Sc. Psychologie (Schwerpunkt: Arbeits- & Organisationspsychologie), PTA, 48161 Münster, E-Mail: tatiana.dikta@gmail.com

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2022; 47(10):14-14