Prof. Dr. Reinhard Herzog
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
nun ist sie nach quälend langer Geheimniskrämerei geöffnet worden, die „Zauberkiste“ pharmazeutische Dienstleistungen (pDL). Wer Goldtaler und leckere pharmazeutische Süßigkeiten erwartet hatte, dürfte enttäuscht sein, so wie die ärgsten Pessimisten Lügen gestraft wurden. Wir finden ein „Startset“ an Leistungen vor, welches die erste Basis für ein neues Standbein der Apotheken legen kann. In dieser Form ist es indes nur ein fragiles Beinchen, das jederzeit einknicken kann. So hat die Ärzteschaft, nicht unerwartet, bereits Bedenken zu Gehör gebracht. So unnötig man diese Querschüsse finden mag, wir müssen sie angesichts der Stärke der Ärzte ernst nehmen. Deshalb sind die pDL auch Bewährungsprobe und Chance zugleich. Ob wir uns daher mit einem (nur auf den ersten Blick gut honorierten, da kürzungsbedroht) Blutdruckmessen Meriten verdienen, sei dahingestellt. Kernleistung mit Profilierungspotenzial dürfte die Medikationsanalyse bei Polymedikation sein. Auch die nun honorierte Schulung an erklärungsbedürftigen „Devices“, vorerst Inhalatoren, führt in die richtige Richtung. Ökonomisch auch für die Kassen interessant ist die Fokussierung auf teure Spezialpatienten (im ersten Schritt Organtransplantierte und Krebspatienten mit oralen Zytostatika), das dürfte aber (zu) viele Apotheken abseits der Spezialversorgung außen vor lassen. Ungeachtet der ökonomischen Betrachtungen, denen wir uns in diesem Heft widmen, bleibt festzuhalten: Ein Grundstein(chen) ist gelegt. Ob der Hausbau darauf gelingt, bleibt abzuwarten. Und einstweilen ruht das Apothekenhaus auf der klassischen Packungsvergütung, welcher die Entwicklungsperspektive fehlt.
Seien Sie ganz herzlich-sommerlich gegrüßt, Ihr
Prof. Dr. Reinhard Herzog
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2022; 47(13):2-2