Arztbesuch light in Walk-in-Manier

Liebe Leserinnen und Leser,

Instant-Lösungen sind das Erkennungszeichen unser schnelllebigen Zeit. Das gilt auch für die von Karl Lauterbach vorgeschlagenen Gesundheitskioske: Geht es nach dem Bundesgesundheitsminister, dann sollen 1.000 solcher Kioske die medizinische Versorgung vor allem in sozial benachteiligten Regionen sicherstellen. Klingt modern und nach "Arztbesuch light in Walk-in-Manier": Schnell und unbürokratisch sollen die Patienten beraten und auch gleich niedrigschwellig versorgt werden.

Das Konzept hat nur einen Fehler: Alles, was die neuen Gesundheits-Heilsbringer versprechen, gehört seit jeher zum Standardrepertoire der niedergelassenen Ärzte und Apotheker. Die bieten ihren Patienten diese (und noch viele andere) Leistungen auch nur zu gerne flächendeckend von Flensburg bis Freilassing an. Apotheker sind geradezu prädestiniert für die Rolle als kompetente Gesundheitslotsen, die den Kiosken zugedacht ist. Um diese Funktion ausüben zu können, brauchen sie jedoch verlässliche Rahmenbedingungen, ausreichend Fachpersonal und eine angemessene Vergütung. Nichts von all dem kann Lauterbach mit seiner erratischen Politik liefern. Und nun sollen auch noch teure Doppelstrukturen aufgebaut werden, die mit satten 700 Mio. € p.a. zu Buche schlagen könnten? Womit soll das denn bezahlt werden, wenn schon jetzt der Rasenmäher durch die Versorgungslandschaft fährt, um das 17 Mrd. € schwere GKV-Defizit zu stopfen? Das sieht dann doch sehr nach einem durchsichtigen Ablenkungsmanöver aus, um sich der zugegeben riesigen Herausforderung einer Strukturreform unserer ambulanten medizinischen Versorgung nicht stellen zu müssen. Und für diese braucht es alles andere als eine PR-wirksame Instant-Lösung!

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner