Editorial

Aufforderung zum Tanz


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

zumindest die „älteren Semester“ kennen es noch vom Schulhof: Wer allzu große Schwäche zeigte, kaum Freunde hatte und sich jeder Auseinandersetzung entziehen wollte, war schnell der Gehänselte und das „Opfer“. Hierarchien und „Hackordnungen“ sind evolutionsbiologisch in allen höher organisierten Lebensformen verankert. Wir denken, dies durch unseren sozialen, gesellschaftlichen und rechtlichen Ordnungsrahmen minimiert zu haben. Doch unsere Hackordnungen funktionieren nur auf andere Weise. Besonders tritt dies hervor, wenn der zu verteilende Kuchen kleiner wird. Wer traditionell als leicht schröpfbarer, konfliktscheuer Goldesel gilt, oder nicht nur postalisch an der Goldgrube (wie Biontech) wohnt, hat da schlechte Karten. Apotheken gelten leider noch allzu vielen Beteiligten als zu zahlreich, überbezahlt oder sowieso entbehrlich. Während die Gewinne und Anpassungspotenziale der Industrie oft noch beachtlich sind, geht es angesichts der dünnen Apothekenmargen stets „ad hominem“, betrifft also direkt eine große Zahl an Mitarbeitenden und im Gefolge der leidenden Versorgungsqualität viele Patienten.

Da fehlen gerade noch Vorstöße wie ausgerechnet jener der FDP, der die bereits schmalen Hochpreisermargen infrage stellen und uns um 300 Mio. € kosten könnte. Andernorts schmeißt man dafür in „Papa ante portas-Manier“ bestellte Corona-Impfstoffe zu Abermillionen weg – genau unser Humor.

All das sind Aufforderungen zum Tanz auf dem gesundheitspolitischen Parkett. Es liegt jetzt an uns, für ein lautstarkes, publikumswirksames Orchester zu sorgen.

Mit den allerbesten Herbstgrüßen,

Ihr

Prof. Dr. Reinhard Herzog

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