Editorial

In der Bürokratiefalle


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Liebe Leserinnen und Leser,

fast 50.000 € muss die durchschnittliche deutsche Apotheke jährlich aufwenden, um heute ihre GKV-Rezepte liefervertragskonform zu beliefern, das sind rund 2 € je Rezeptblatt. Wohlgemerkt nicht für pharmazeutische (Beratungs-)Tätigkeiten, sondern für die vielen formalen Dinge, im Grunde alles fachfremde Verwaltungstätigkeiten. Das hat eine unlängst vom Autor und dem Verband Innovativer Apotheken (VIA) durchgeführte Erhebung ergeben (siehe Beitrag "GKV-Rezepte und Bürokratie").

Man mag trefflich über manche Details und Zuordnungen diskutieren – die Größenordnung steht, nämlich ein sehr hoch dreistelliger Millionenbetrag, durchaus auch eine runde Milliarde Euro. Was für eine Ressourcen-Fellallokation in Zeiten des Personalmangels allenthalben!

Eine wirksame bürokratische Entschlackungskur tut somit dringend not. Real, nicht nur in Sonntagsreden.

Dazu müssen auch wir uns bewegen. Der eine oder andere (Versorgungs-)Posten, man denke nur an das ganze Umfeld der Rezeptabrechnung, steht in einer schlanken, sinnvoll digitalisierten Prozesskette zur Disposition. Wir sollten die Ärzte, wo eben erforderlich, unterstützen (u.a. durch Zugriff auf aktuelle Präparatedaten), damit sie korrekte, bereits digital geprüfte und valide E-Rezepte ausstellen können. Diese sollten uns weitaus weniger Arbeit bereiten und uns erlauben, unsere pharmazeutischen Kernkompetenzen auszuspielen. Alle Mitarbeitenden werden es danken, und so wird auch der Arbeitsplatz Apotheke hoffentlich wieder ein gutes Stück attraktiver.

Last but not least kommen signifikant weniger Bürokratiekosten einer indirekten Honorarerhöhung gleich, ohne dass die Beitragszahler belastet werden. Im Gegenteil – auch sie profitieren als Kunden in der Apotheke, wenn der Blick wieder mehr ihnen und weniger dem Bildschirm gilt.

Das E-Rezept öffnet die Tür zur grundlegenden Neugestaltung und Straffung von Prozessen ganz weit. Die Verzögerungen bei der Einführung sind insoweit eine Chance, jetzt noch Hand anzulegen.

Auf geht’s – und keine faulen Ausreden mehr!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Prof. Dr. Reinhard Herzog

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