Editorial

Wer nicht will, der hat schon...


Dr. Hubert Ortner

Liebe Leserinnen und Leser,

die geplante Legalisierung von Cannabis spaltet die Apothekerschaft. Passend dazu die gewohnt offensiv-beherzte Position der ABDA: "Wir könnten ja schon, wenn uns der Karl ganz lieb bittet, obwohl wir das ja eigentlich gar nicht wollen." Da wird seit Monaten mit einer Larmoyanz, die ihresgleichen sucht, gegen die Erhöhung des Kassenabschlags zu Felde gezogen. Und jetzt, wo die Politik der Branche ein milliardenschweres Zusatzgeschäft vor die Füße legt, wird gezaudert. Das ist für Außenstehende nicht zu verstehen – schon gar nicht für Politiker.

Man müsse erst ein Meinungsbild einholen, hieß es unlängst seitens der ABDA. Wie lange ist es nochmal her, als der Koalitionsvertrag unterzeichnet wurde ...? Und was soll dabei herauskommen außer der glorreichen Erkenntnis, dass die einen für, die anderen gegen ein Engagement der Apotheken bei der Abgabe von Genuss-Cannabis sind? Wäre es nicht viel mehr die Kernaufgabe einer Standesvertretung, die Gelegenheit beherzt beim Schopf zu packen und möglichst schnell Pflöcke einzuschlagen, bevor der Bundesgesundheitsminister genervt abwinkt? Es wird ja kein Apotheker gezwungen, ein margenstarkes Zusatzgeschäft zu machen – aber denjenigen, die es möchten, sollte man zumindest die Möglichkeit nicht verbauen.

Natürlich gibt es mehr als berechtigte Zweifel – moralische wie auch gesellschaftspolitische – an der Freigabe von Cannabis. Die Grundsatzentscheidung dazu wurde aber längst getroffen, und die Verantwortung dafür trägt alleine die Bundesregierung. Jetzt im Nachhinein den moralisch Entrüsteten zu geben, der an einem "heilberuflichen Zielkonflikt" leidet, ist albern. Und ändert nichts. Außer, dass das Cannabis über andere – wahrscheinlich weniger seriöse – Kanäle verkauft wird, die Apotheken dabei leer ausgehen und irgendwann einer verpassten Chance hinterher weinen.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner

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