„Zytostatika-Skandal“ – nur ein medialer Sommerloch-Füller?


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Liebe Leserinnen und Leser,

das schlug ein: Zu bester Sendezeit widmete das ARD-Magazin Monitor eine ganze Sendung („Das Krebskartell“) den ambulanten Krebstherapien und der Zytostatika-Versorgung durch niedergelassene Apotheken. Nicht zuletzt ein neudeutsch „Whistleblower“ aus den eigenen Reihen (früher hätte es „Nestbeschmutzer“ geheißen) sorgte für eine kräftige Munitionierung der „vierten Gewalt im Staate“.

Wenn ein Wirkstoff für 200 € eingekauft und für 1.200 € berechnet wird, plus 100 € Herstellpauschale, dann führt das verständlicherweise zu Unmut aus allen Ecken – von Kostenträgern über die Politik bis hin zu Patienten. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten, bis hin zum Bundesgesundheitsminister („das geht so nicht …“). 500 Mio. € Einsparpotenzial wurden rasch ins Schaufenster gestellt. Bei etwa 250 betroffenen Apotheken wären das stolze 2 Mio. € pro Betrieb, wenn auch brutto und im Schnitt. Da fragt man sich schon – was verdienen die dann heute? Aber gerade noch viel schwieriger: Der mögliche Abfärbeeffekt auf alle übrigen „gierigen Apotheken“, und die Pharmaindustrie bekommt ja sowieso den Hals nicht voll !?

Der Parenteralia-Markt, überwiegend Zytostatika, ist ein Spezialsegment, das für über 5 Mrd. € Nettoumsatz steht. Es folgt eigenen Gesetzmäßigkeiten, die es zu untersuchen und aufzuarbeiten gilt, auch unter strukturellen Aspekten. So konzentriert sich dieser Markt immer mehr und ist Einfallstor für potente Fremdinvestoren. Vor einer pharmaökonomischen Betrachtung der Krebstherapien an sich scheut man politisch ebenfalls (noch) zurück. Haften bleiben die „bösen Rabatte“, die allerdings systemimmanent sind. Nur von den Honoraren können die Labore nicht leben, und die anderen Apotheken übrigens auch nicht, was gern unterschlagen wird. Damit enden aber die Gemeinsamkeiten, und dies sollte deutlich werden.

Einen schönen Sommer-Schlussspurt,

herzlichst, Ihr

Prof. Dr. Reinhard Herzog

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