Wir sind (leider) nicht der Nabel der Welt

Liebe Leserinnen und Leser,

deutsche Effizienz war einmal. Insbesondere im Gesundheitssystem klafft im Vergleich mit anderen Industrienationen eine veritable Lücke zwischen „Aufwand und Ertrag“. Bei aller Dankbarkeit für unser Solidarsystem: In Relation zu den enormen Ressourcen, die wir aufwenden, ist das Ergebnis – Stichwort Lebenserwartung – eher mau. Und für die Politik wird es zunehmend zur Quadratur des Kreises, eine bezahlbare (!) Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Alle Anbieter wollen mehr Geld, dabei klaffen jetzt schon Milliardenlücken, die sich noch weiter vergrößern werden – diese Rechnung kann gar nicht aufgehen!

Dass die Apotheken in diesem Milliardenpoker keinen Stich machen würden, kommt wenig überraschend: Zum einen hat die ABDA einmal mehr auf ganzer Linie versagt, denn dummerweise geht auch derjenige leer aus, der zur falschen Zeit das Richtige fordert. Zum anderen hat Karl Lauterbach von Natur aus eine ungleich höhere Affinität zu Ärzten und Krankenkassen als zu Pharmazeuten. Leider sind wir eben doch nicht „der Nabel der Welt“, wie es Holger Seyfarth im Interview (ab Seite 6) nüchtern konstatiert. Tragisch ist, dass die Kosten für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung durch die Apotheken mit rund 2 % von den GKV-Ausgaben objektiv niedrig ausfallen. Das weiß der Gesundheitsminister natürlich, hat aber zwei Joker im Ärmel, die immer stechen: die Drohung einer teilweisen Automatisierung der Medikamentenabgabe (die über kurz oder lang ohnehin kommen wird, was angesichts der akuten Personalnot sogar ein Segen sein könnte) sowie eine Aufweichung des Fremdbesitzverbots. Ganz nach der Devise: Schlimmer geht immer. Die ABDA macht es ihm aber auch sehr einfach, indem sie bis heute ein eigenes Konzept schuldig geblieben ist, das diese neuralgischen Punkte offensiv aufgreift und konstruktive Lösungsvorschläge macht. So wird man gegen einen Pokerprofi wie Lauterbach nie einen Stich machen.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner