Den (Zukunfts-)Blick weiten

Liebe Leserinnen und Leser,

ohne Frage bindet das schlichte Tagesgeschehen bereits die meisten Kapazitäten. Da bleibt für einen strategischen Blick über den Tellerrand oft viel zu wenig Zeit. Erst recht gilt dies für hochtrabende Themen zu „Gott und der Welt“. Man lässt sich ein wenig von den üblichen Massenmedien berieseln, schaut vielleicht einmal einen Dokumentarfilm oder eine Fernsehdiskussion – und lehnt sich wieder zurück. So weit, so verständlich. Und doch unbefriedigend, bisweilen gar riskant.

Gerade als Unternehmer legen Sie sich in aller Regel langfristig fest, nicht selten an einem Ort bis zum Ende des Berufslebens. Damit sind Sie zum einen an die lokalen Geschehnisse gebunden, zum anderen tragen aber die „Makrofaktoren“ eine ganze Menge bei. Einer dieser zentralen Makrofaktoren ist die Demografie – denn die Zahl und (Alters-)Schichtung der Menschen legt erst die Grundlage für alles andere: „It’s the demography, stupid.“ Computer, KI, Roboter hin oder her: Am Ende sind es immer noch die Menschen aus Fleisch und Blut, welche das Land am Laufen halten, und es gilt ganz schlicht: Mehr Köpfe, mehr Ideen, mehr Wirtschafts- und Umsatzpotenzial, durchaus ernste Bedenken hin oder her.

Wir wagen deshalb in dieser und der nächsten Ausgabe einen Blick in die Glaskugel der globalen wie nationalen Demografie. Spannend, zumal in Zeiten, in welchen die Zuwanderung ein veritables Konfliktthema geworden ist, gleichwohl aber auch über die langfristige Zukunft des Gesundheitswesens maßgeblich mitentscheidet.

Welche Konsequenzen familien- und bevölkerungspolitische (Fehl-)Entscheidungen haben, beginnt uns gerade China vorzuführen – auf dem Weg zum größten Altenheim der Welt. Hoffentlich erinnert man sich dort seiner eigenen Weisheiten: „Der Kluge lernt nach dem ersten Fehler, der Dumme nach dem x-ten Fehler, und der Weise lernt nie aus.“ Dieser Spruch gilt indes länderübergreifend.

Ganz herzliche Frühsommergrüße aus Tübingen,

Ihr

Prof. Dr. Reinhard Herzog