Dr. Hubert Ortner
Liebe Leserinnen und Leser,
die Spreizung des Apothekenmarktes nimmt seit Jahren zu. So lag das durchschnittliche Betriebsergebnis im untersten Drittel laut DAV-Wirtschaftsbericht 2024 unter 75.000 €. Das ist zum Leben eindeutig zu wenig – immer öfter aber auch nicht mehr zu viel zum Sterben, wie die hohe Zahl an Betriebsschließungen belegt. Zwar wird dieser Wert dadurch künstlich aufgebläht, dass die Daten nicht zwischen Hauptapotheken und Filialbetrieben unterscheiden: Wenn eine Filiale nur 30.000 € Gewinn erwirtschaftet, die Hauptapotheke aber 180.000 €, hat das mit existenzieller Not schließlich wenig zu tun. Dennoch stimmt die Grundaussage, dass die Zahl der Apotheken, die sich in wirtschaftlicher Schieflage befinden, zuletzt deutlich zugenommen hat.
Zur Wahrheit gehört aber ebenso, dass das obere Drittel der Betriebe 2024 ein Ergebnis deutlich jenseits der 250.000 € eingefahren hat. Und das sei jeder Inhaberin und jedem Inhaber von Herzen gegönnt! Dazu braucht es auch keine höhere Mathematik: Irgendwo müssen die um rund 10 % gestiegenen Gewinne im letzten Jahr ja abgeblieben sein, wenn das schwächste Drittel gegenüber dem Durchschnittsgewinn von 164.000 € immer stärker abfällt. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen wirkt die Forderung der Standesvertretung nach einem „Grundkostenzuschlag“ für die ersten 20.000 Rx-Packungen (11 € Rx-Fixum statt 9,50 €) völlig „kontraindiziert“: Diagnose richtig, Therapievorschlag falsch. Dass sich mit den 75 Mio. €, die laut Koalitionsvertrag zur Stärkung wirtschaftlich notleidender Apotheken vorgesehen sind, keine großen Sprünge machen lassen, ist evident. Aber dieses Geld mit der Gießkanne über alle ausschütten zu wollen, ist kaum zielführend. Selbst wenn DAV und ABDA mit ihren kreativen Rechenkünsten – man hat die 75 Mio. € einfach mal auf 510 Mio. € „gestreckt“ – durchkommen sollte, so ist der Ansatz falsch: Das Geld muss gezielt zur Strukturförderung ankommen. Ja, eine solche Differenzierung ist nicht trivial. Und nein, das ist keine Ausrede, wider besseres Wissen weiter zur Gießkanne zu greifen.
Es grüßt Sie ganz herzlich
Ihr
Dr. Hubert Ortner
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