Schuster, bleib bei deinen Leisten


Dr. Hubert Ortner

Liebe Leserinnen und Leser,

mehr Kompetenzen für Apotheker – das fordert nicht nur die ABDA, sondern auch eine Reihe namhafter Politiker, zuletzt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Den passenden Anglizismus („Pharmacy first“) gibt es auch schon, mit den besten Grüßen aus Großbritannien. Dort sind Apotheken seit anderthalb Jahren erster Anlaufpunkt bei bestimmten leichten Erkrankungen. Es gehe ihm um eine Neuverteilung von Aufgaben zwischen Apotheken und Arztpraxen, so Laumann. Um letztere zu entlasten, sollte man „den Heilberuf des Apothekers breiter denken“.

Vielleicht sollte man auch mal mit den Ärzten sprechen, ob die tatsächlich von der angeblich so lästigen Heimsuchung durch ihre Patienten einmal pro Quartal „entlastet“ werden wollen? Wie wäre es umgekehrt, wenn die Ärztevertreter vorschlagen würden, die ach so überlasteten Apotheker von der schier nicht zu bewältigenden Rezeptflut „entlasten“ zu wollen? Zum Beispiel durch ein eingeschränktes Dispensierrecht für Ärzte?

Das ist zugegeben bewusst überspitzt, verdeutlicht aber: Jede Überlegung in diese Richtung ohne Einbindung der Ärzte ist vor allem eins: ein Hirngespinst. So hatte der oberste Ärztefunktionär Andreas Gassen erst vor einem Monat öffentlich kundgetan, was er von erweiterten Befugnissen für Apotheker hält: nichts! „Ihre Kompetenz ist die Pharmazeutik, nicht die Behandlung.“ Wo er Recht hat, hat er Recht. Im engen Schulterschluss mit den Ärzten bringt die pharmazeutische Kompetenz der Apotheker durchaus einen nachweislichen Mehrwert für die Patienten – das Modellprojekt ARMIN in Sachsen und Thüringen ist ein guter Beleg dafür. Als „Ersatzärzte light für Husten, Schnupfen, Heiserkeit“ sind Apotheker aber schlicht ungeeignet, weil nicht qualifiziert. Nicht umsonst stehen Diagnostik und Therapie unter Ärztevorbehalt. Oder ist das marode britische Gesundheitssystem neuerdings unsere Messlatte …?

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner

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