Selbstsabotage im Betrieb

So vermeiden Sie Killerphrasen


Ute Jürgens

Sind Ihre Mitarbeiter gelegentlich unmotiviert oder vergesslich? Herrschen zeitweise Lustlosigkeit und mangelndes Selbstvertrauen mit Aufschieberitis? Ein Grund dafür könnte durchaus auch sein, dass Sie ungeschickt kommunizieren. Kommen Sie sich auf die Spur!

Wären Sie nicht auch hochmotiviert, wenn Ihnen ständig solche Sätze um die Ohren fliegen? Oftmals werden derartige Formulierungen als "Totschlag-Argumente“ bezeichnet. Allerdings hinkt dieser Begriff etwas – denn es handelt sich nicht um echte Argumente.

Was Killerphrasen sind

Treffender ist da die Bezeichnung "Killerphrasen". Diese lassen sich z.B. folgendermaßen definieren: "Killerphrasen sind nicht sachlich, sondern emotional und wollen den anderen an einem wunden Punkt treffen – entweder, um ein Verhalten auszulösen, oder meist, um eines zu unterdrücken. So kann uns jemand durch eine entsprechende Bemerkung mundtot machen oder zur Weißglut treiben, frustrieren oder aus dem Konzept bringen, vom Thema ablenken oder uns in die Defensive bringen. Immer zielen sie darauf ab, dass derjenige, der sie einsetzt, davon einen Vorteil hat und der andere einen Nachteil" [1]. Leider sind derartige Killerphrasen heutzutage oftmals üblich. Haben Sie sich vielleicht schon selbst erwischt? Welche Killerphrasen verwenden Sie regelmäßig?

Fragen Sie sich, warum Sie Killerphrasen verwenden. Fühlen Sie sich dadurch überlegen? Wie lange hält dieses Gefühl an? Wollen Sie vielleicht nicht akzeptieren, dass Ihre Angestellten punktuell mehr können oder wissen als Sie? Wieso nicht? Und was verlieren Sie, wenn Sie andere nicht durch Killerphrasen brüskieren? Was gewinnen Sie?

Meist werden Killerphrasen nicht nur aus einer Abwehrhaltung heraus verwendet – das könnte man auch freundlich und sachlich formulieren. Gründe sind vielmehr z.B.

  • Verärgerung,
  • die Demonstration, dass man sich gestört fühlt,
  • eine "allergische" Reaktion auf bestimmte Personen,
  • schlechte Laune, die an einem Angestellten ausgelassen wird, oder auch
  • Überlastung, die sich in Gereiztheit äußert.

Killerphrasen-Typologie

Je nach Absicht und Wirkung unterscheidet man drei Arten von Phrasen:

  • Phrasen vom Typ "Das geht nicht!" Die Führungskraft möchte sich nicht auf etwas Neues oder zumindest auf Variationen der Routine einlassen. Sie zeigt sich pessimistisch oder hat vielleicht überhaupt kein Interesse daran, etwas voran zu bringen. Das allerdings will sie entweder nicht äußern oder ist sich vielleicht noch gar nicht im Klaren darüber. Beispiele wären: "Das war schon immer so!", "Da kann man nichts machen!" oder "Das sehen Sie falsch!"
  • Phrasen vom Typ "Sie haben keine Ahnung!" Der Chef traut dem Angestellten nichts zu, er kann sich nicht vorstellen, dass dieser brauchbare Ideen entwickelt. Beispiele wären: "Das ist naiv!", "Sie kennen sich nicht aus!" oder "Sie haben da keine Erfahrung!"
  • Phrasen vom Typ "Ihre Meinung zählt hier nichts!" Hier geht es um Machtspiele: Auch wenn der Mitarbeiter einen guten Vorschlag hat, will der Chef dies nicht zugeben. Beispiele wären: "Sie als Frau können da nicht mitreden!", "Als PTA können Sie das gar nicht wissen!" oder "Seit wann sind Sie der Experte?"

Welche destruktiven Wirkungen Killerphrasen haben

Hat nicht auch Ihnen gegenüber schon einmal jemand eine Killerphrase verwendet? War das angenehm? Vermutlich eher nicht! Dann wissen Sie ja auch, wie es Ihrem Team geht, wenn Sie häufig Killerphrasen benutzen: Es fühlt sich nicht mehr ernst genommen. Die Loyalität leidet massiv und lässt sich kaum wieder neu aufbauen. Oft genug klagen sich die Mitarbeiter gegenseitig ihr Leid, die Motivation sinkt und der Widerstand wächst, eventuell entstehen sogar "Rachegelüste". Aufgrund des "Machtgefälles" traut sich zumeist aber keiner, das Thema offen bei Ihnen anzusprechen. Stattdessen wird schlechter gearbeitet, man erledigt nur noch das Nötigste oder handelt sogar kontraproduktiv – mehr oder weniger bewusst.

Hinzu kommt noch, dass sich viele Mitarbeiter abgewöhnen, selbst zu denken, wenn sie immer wieder hören, dass sie falsch liegen. Neue Ideen, die Ihren Betrieb weiterbringen könnten, werden im Keim erstickt. Überdies kann das "Nicht-mehr-Mitdenken" dazu führen, dass Sie als Chef mit einer weiteren Killerphrase – "Bin ich denn der Einzige, der hier noch seinen Kopf zum Denken benutzt?" – reagieren und somit regelrecht einen Teufelskreis in Gang setzen.

Wie Sie sich Killerphrasen abgewöhnen

Wenn Sie sich den Gebrauch von Killerphrasen abgewöhnen wollen, benötigen Sie vor allem Geduld mit sich selbst. Ihr Motto sollte sein: "Veränderung fällt leicht, wenn man sich Zeit lässt!"

Kommen Sie sich zunächst auf die Spur: Hören Sie sich selbst zu und bitten Sie vor allem auch Ihre Familie oder Freunde, Sie auf "Ihre" Killerphrasen aufmerksam zu machen. Führen Sie eine Strichliste, auf der Sie die Phrasen notieren, die Sie regelhaft gebrauchen. Spenden Sie jedes Mal einen Euro für einen guten Zweck, wenn Sie beim Gebrauch einer Killerphrase erwischt werden. Und überweisen Sie immer dann, wenn 50 € erreicht sind – Sie werden sehen, dass die Abstände zwischen den Zahlungen immer länger werden.

Belohnen Sie sich überdies für jede Bemerkung, die Sie für sich behalten. Beauftragen Sie außerdem Ihr Umfeld, Sie zum Gebrauch von Killerphrasen zu provozieren – halten Sie der Herausforderung stand?

Gehen Sie in "Mikroschritten" vor, die Ihnen nichts Unmögliches abverlangen, und stellen Sie keine zu hohen Ansprüche an sich selbst. Setzen Sie sich vielmehr kleine Ziele, wie z.B.: "Heute verwandle ich EINE Killerphrase in eine ermutigende Bemerkung." Wenn Sie das über ein paar Tage oder Wochen schaffen, können Sie die Latte ein bisschen höher hängen.

Rufen Sie sich außerdem stets in Erinnerung, dass Sie Killerphrasen vermeiden möchten: Hängen Sie sich dazu entsprechende Zettel an Spiegel, Autoschlüssel und andere Stellen, die Sie nach jeweils zwei Wochen wechseln sollten.

Zu guter Letzt

Wenn Sie etwas für falsch halten oder nicht umsetzen möchten, sollten Sie das natürlich sagen – allerdings so, dass es sachlich, freundlich und ebenso ermutigend wie nachvollziehbar beim Team ankommt. Verwenden können Sie Formulierungen wie "Ihre Idee ist gut, und in diesem Fall ziehe ich … vor", "Danke, dass Sie sich darüber Gedanken gemacht haben …" oder "Ich freue mich, dass Sie mitdenken, und bin hier selbst zu dem Schluss gekommen, es anders zu handhaben." Vermeiden Sie dabei Begriffe wie "aber" oder "jedoch". Denn damit würden Sie Ihre positiv formulierte Aussage wieder negieren.

Irren ist menschlich: Auch Sie als Chef können hin und wieder falsch liegen. Lassen Sie deswegen zu, dass Ihre Mitarbeiter ihre Ideen offen äußern – und bügeln Sie sie nicht gleich mit Killerphrasen ab. Vielleicht ergeben sich ja ganz ungeahnte Perspektiven? Bringen Sie so das ganze Team und mit ihm Ihre Apotheke voran!

Quellen

[1] https://www.zeitzuleben.de/umgang-mit-killerphrasen

[2] https://projekte-leicht-gemacht.de/blog/lesestoff/die-50-fiesesten-killerphrasen-die-du-bestimmt-nicht-mehr-hoeren-willst/

Ute Jürgens, Kommunikationstrainerin und Einzelcoach, KomMed-Coaching, 28865 Lilienthal, E-Mail: KomMed@freenet.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2018; 43(21):12-12