Apotheke und Internet

Die Vielfalt des Google-Reiches


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die Suchmaschine Google kennt jeder. Bekannt sind zudem einige weitere Funktionen wie die Landkarten (Google Maps), der E-Mail-Dienst (Gmail) oder der "Play Store" für App-Downloads (Google Play). Doch damit erschöpfen sich die Möglichkeiten noch lange nicht …

Ein Einstieg, der nicht jedem bekannt ist, führt über das Feld mit den neun kleinen Quadraten rechts oben auf der Google-Startseite neben dem Anmelden-Feld (im Bild rot umrandet).

Die Eingabe von Google.de eröffnet hierüber weitaus mehr Möglichkeiten, als vielen bewusst ist – nutzbar für die tägliche Recherche oder für den eigenen Marktauftritt. Erwähnt sei zudem links oben im Startbild der Hinweis "Über Google". Hier finden Sie unter "Unsere Produkte" eine vollständige Übersicht über alle Angebote und eine ausführliche Dokumentation.

Google (mit der Muttergesellschaft Alphabet) ist seit langem weit mehr als nur eine Suchmaschine. Abbildung 1 zeigt ansatzweise, welche Produkte dieser Konzern anbietet.

Finanziert werden diese Produkte überwiegend durch Werbeeinnahmen aus der Online-Suche. 137 Mrd. $ Umsatz im Jahr 2018, gut 30 Mrd. $ Nettogewinn und reichliche 20 Mrd. $ allein für Forschung und Entwicklung – gut das Doppelte einer klassischen "Big Pharma"-Firma – lassen aufhorchen.

Schauen wir uns einiges für den Alltag Nützliche etwas näher an:

  • Google Maps, den Kartendienst, dürften die meisten von Ihnen bereits genutzt haben. Durch Umschalten auf die Satellitensicht haben Sie eine fotografische Übersicht. Vielleicht weniger bekannt: Betätigen Sie in der Karte die rechte Maustaste, erscheint ein "Kontextmenü" mit diversen Zusatzoptionen. Ganz interessant ist dabei die Möglichkeit, Entfernungen präzise von Punkt zu Punkt zu messen, indem Sie diesen Menüeintrag auswählen und sich dann durch Ihren Weg auf der Karte klicken.
  • Ihre Apotheke erscheint nicht in den Maps? Gehen Sie auf die Google My Business-Seiten und tragen Sie sie ein bzw. ergänzen Sie erforderliche Daten. Das kostet nichts.
  • Ebenfalls noch recht bekannt dürfte Google Earth sein. Hiermit lässt sich die Welt in teils sehr gut aufgelösten Bildern erkunden. Etwas überspitzt ausgedrückt: So könnten Sie sich manch teuren und aufwendigen Live-Trip vor Ort sparen…
  • Die Google News vermitteln Ihnen einen Überblick über die aktuelle Nachrichtenlage aus vielerlei Quellen und aufgeteilt nach Interessengebieten. Dieser Dienst steht allerdings in der Kritik. Es dürfte spannend werden, wie eine angedachte und im EU-Parlament anhängige Urheberrechtsreform ihn tangieren wird. Bislang bietet sich hier aber ein beachtliches Reservoir an News aller Art.
  • Der Google Übersetzer liefert heute ganz beachtliche Ergebnisse ab und beherrscht alle gängigen Sprachen. Selbst ganze, nicht allzu komplizierte und eindeutige Sätze werden achtbar übersetzt. Sehr schön ist weiterhin, dass Sie sich die gesamte Übersetzung auch vorsprechen lassen können. Das Wörterbuch kann also zuhause bleiben, solange das Smartphone nur Empfang hat! Letztlich sind sogar ganze Dokumente, z.B. aus Textprogrammen, einles- und übersetzbar – wobei hier nach wie vor schnell Grenzen erkennbar werden. Aber die Systeme lernen immer noch dazu!
  • Wer sich selbst aktiv textend betätigen möchte, kann einen Blog eröffnen. Angesichts der Verbreitung von Google hat man durchaus gute Chancen, ein großes Publikum zu finden – allerdings auch ein weniger selektiertes als in den speziellen Benutzergruppen der Social Media.
  • Weiterhin finden sich Formularvorlagen (Google Formulare), die beispielsweise für Online-Umfragen vorteilhaft nutzbar sind – eine durchaus reizvolle Möglichkeit auch für die Apotheke.

Unter Google lassen sich zudem Dokumente aller Art (Google Docs, Präsentationen, Tabellen) erstellen und verwalten, so wie Sie das von den Office-Programmen her kennen – hier indes typischerweise in der "Cloud" verwaltet.

Beim Thema "Cloud" sei erwähnt, dass Google Drive zurzeit 15 GB Speicherplatz gratis zur Verfügung stellt. Man mag von solchen "Datenkraken" halten, was man mag – zumindest rein technisch dürften die Dokumente dort sicherer lagern als in manchen Regionen, in denen das alles "Neuland" ist.

Soweit also ein Ausschnitt aus den vielen "Handwerkszeugen" des Google-Reiches.

Google professionell

Der Konzern ist zudem in der professionellen Softwareerstellung unterwegs: Das Betriebssystem Android für zahlreiche Smartphones und Tablet-Rechner sowie der Webbrowser Google Chrome sind sicher die geläufigsten Erzeugnisse. Gmail ist ein bereits jahrelang bestehender E-Mail-Dienst. Wer mag, kann sich übrigens sogar an diversen Stellen als externer Entwickler an diesem Software-Universum beteiligen – Google für Entwickler ist hier der Einstieg.

Zum Google-Imperium gehören weiterhin der Videodienst YouTube sowie diverse andere Unterhaltungsangebote. Auch Hardware lässt man bauen. So gibt es z.B. Google Phones, Fitness-Tracker (mitsamt der App Google Fit) oder auch diverse, teils recht "neugierige" Gerätschaften für das vernetzte "Smart Home" (die für manchen sicher eher eine Dystopie denn echter Fortschritt sind). Das Ganze ist eingebettet in den Google Store als Handelsplattform, sowohl auf Ebene der Software ("App-Store", Google Play) als auch auf Ebene der physisch gelieferten Geräte.

Für Business-Profis

Ein Thema für sich ist die "Google Marketing Platform" mit Werkzeugen für den professionellen Auftritt und die Werbung im Internet. Bekannte Tools sind hier Google Analytics, Ads (früher Adwords), Data Studio und andere mehr. Die komplexe Materie der Webseitenoptimierung, die eigene Bücher und Seminare füllt, können wir an dieser Stelle nicht weiter ausführen. Ganz daran vorbeigehen können Sie aber nicht mehr. Entweder, Sie knien sich selbst in diese Materie hinein, oder Sie beauftragen einen kompetenten, vertrauenswürdigen Dienstleister, der Ihnen das, was dort datentechnisch geschieht, gut verständlich vermitteln kann.

Fazit

Google ist seit Jahren die Top-Suchmaschine mit der größten Reichweite von allen – so wie Amazon die Spitzenposition im Bereich des Online-Handels erreicht hat. Diese Konzerne sind zwischenzeitlich an den verschiedensten Stellen des Wirtschaftskreislaufs fest verankert. Das mag bedrohlich wirken, bietet aber auch enorme Chancen, wenn man die richtige Mischung aus Distanz und Nähe zu solchen "Big Playern" individuell für sich gefunden hat.

Dr. Reinhard Herzog, Apotheker, 72076 Tübingen, E-Mail: Heilpharm.andmore@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(05):4-4