Editorial

Reintreten und wohlfühlen


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

manche kennen vielleicht noch die alte Werbung: Romika-Schuh – reintreten und wohlfühlen. Als so Getretene müssen sich die Apotheken heute fühlen. Nicht nur, dass die Hängepartie um die Rolle des Versandhandels und unsere Honorarzukunft einstweilen weitergeht, Ende offen. Selbst unser Großhandel, vertreten durch den Phagro, tritt uns kräftig in den Allerwertesten, indem er dafür lobbyiert, unsere Skonti zu streichen bzw. zusammen mit künftigen Rabatten auf den 3,15%-Aufschlag der Grossisten zu deckeln. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Lieferanten unterminieren das Wohlergehen ihrer einzigen Kunden!

Eine starke Standesführung würde jetzt mit den Verantwortlichen Tacheles reden – und in Anlehnung an frühere rot-grüne Regierungszeiten klarmachen, "wer Koch und wer Kellner ist". Doch was passiert?

Warum konnte es so weit kommen? Weil es an Selbstbewusstsein und wehrhaften Krallen mangelt, stattdessen nur leise Töne zu hören sind. So werden die Apotheken zur Beute statt zum respektierten Verhandlungspartner. Und weil wir es bis heute nicht geschafft haben, unsere Vergütung so aufzusetzen, dass Rabatte ein schönes Sahnehäubchen obenauf wären – aber eben nicht überlebensnotwendig.

Ein Trauerspiel – wie lange müssen wir eine solch unwürdige Behandlung ertragen?

Egal wie: Bleiben Sie trotzdem munter und aktiv, denn Wut und Ärger bringen Ihren Betrieb nicht weiter!

Es grüßt Sie herzlichst,

Ihr

Dr. Reinhard Herzog

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(07):2-2