Gesellschaft und Kapitalanlage

Stupid German Money


Prof. Dr. Reinhard Herzog

"Dummes deutsches Geld" ist in internationalen Finanzkreisen ein gesetzter Begriff. Die Historie ist reich an Beispielen. An der Spitze steht die unglaubliche Wertevernichtung durch zwei Kriege im vergangenen Jahrhundert, was bis heute nachwirkt. Doch auch in den Nachkriegsjahren hat sich Deutschland alles andere als ein Meister der finanziellen Ressourcenverwertung erwiesen.

Ob es die Umverteilungssysteme ohne nennenswerte Kapitalhinterlegung in der Sozialversicherung waren, die Subventionspolitik von der Kohle bis zu den Öko-Energien, wo Aufwand und Nutzen in einem höchst miserablen Verhältnis stehen, bis hin zu einem Migrations-Chaos ohne Sinn und Verstand, aber mit jahrzehntelang nachwirkenden Milliardenlasten. Selbst eine vergleichsweise Erfolgsstory wie die deutsche Einheit wurde sehr teuer mit viel zu vielen Ineffizienzen und Grotesken erkauft, wobei man hier entschuldigend zugutehalten kann, dass so etwas ohne internationales Vorbild war. Dagegen wirken Milliardengräber wie ein Berliner Hauptstadtflughafen oder Stuttgarter Bahnhof geradezu niedlich, von den ganzen sonstigen, vornehmlich lokalen Possen zu schweigen.

Nun, Staaten auf der ganzen Welt waren noch nie besonders effizient im Umgang mit Ressourcen aller Art, sei es mit Geld, Investitionen, Personal oder gar Menschenleben, wie immer noch zahlreiche bewaffnete Auseinandersetzungen weltweit zeigen. Da sollte wenigstens die "freie Wirtschaft" ein leuchtendes Vorbild sein.

Hier sehen wir gerade bei deutschen Firmen Nachholbedarf hinsichtlich "finanzieller Intelligenz". Unbestritten sind deren Erfolge bei produktbezogener Effizienz, Qualität und Zuverlässigkeit. Viele fleißige "Arbeitsbienen", die brav jeden Morgen ausschwärmen und gerne mehr als die Hälfte ihres gar nicht mal so üppigen "Honigs" an den Staat, die Sozialkassen und diverse Zwangssysteme abgeben, machen es möglich. Das ist kein Wunder in einem Land, in welchem es stets "Arbeit, Arbeit, Arbeit" heißt, und wo Arbeitsplätze fast Heiligenstatus haben, was man nicht zuletzt an dem kaum mehr durchschaubaren, lähmenden Arbeitsrecht erkennen kann. "Stupid German Working" und "Stupid German Money" geben sich an dieser Stelle die Hand. Denn in der Tat bleibt ja (deshalb?) so einiges "hängen" in den Firmenkassen – sowie beim Staat. Doch was geschieht damit?

Es scheint einen Zusammenhang zwischen der Größe einer Firma und der Ineffizienz der Kapitalverwendung zu geben. Man denke nur an die ganzen Auslandsengagements von Deutscher Bank, Daimler (Chrysler-Übernahme), den jüngsten Bayer-Monsanto-Deal und viele andere. Seriöse Analysen haben ergeben, dass es nur wenigen Firmen gelingt, dauerhaft mit solchen "Mega-Deals" und selbst mit vielen Auslandsfabriken ordentliche Renditen zu erzielen. Kritisch sind Übernahmen von Großfirmen im Milliardenbereich; bei kleineren Spezialübernahmen sieht es besser aus. Selbst der reine Produktexport garantiert keinesfalls Sorglosigkeit, wie der Dieselskandal, aber auch zig weitere Klagen insbesondere in den USA immer wieder gezeigt haben. Wir sind Exportmeister nach Eurobeträgen, aber eine Deckungsbeitragsrechnung würde zu ganz anderen Resultaten führen.

Und was ist mit den 6.000 Milliarden € privatem Geldvermögen? Kaum ein Volk erzielt im Vergleich so schwache Kapitalrenditen bei gleichzeitig ausgeprägter Sparwut; rund 190 Mrd. € werden jährlich neu "gehamstert". Ein Traum für alle Umverteilungspolitiker!

Die Apotheken sind ebenfalls nicht ganz frei von diesem Phänomen des "Stupid German Money". Wie viel Geld wurde im Megathema "Filialen" versenkt? Welche Klumpenrisiken gehen viele mit ihren geliebten Immobilien ein? Wo wird überall sonst Geld verbrannt bzw. dümpelt renditearm vor sich hin? Andererseits gibt es die Renditekönige auf der Welt, die Innovativen, die Starken, die Besten. Sie können daran teilhaben, sogar mit recht wenig Geld und mit der Option, die Risiken breit zu streuen. Diese Plattform nennt sich Börse. Wer nicht nur ständig über Amazon, Google und Co. geschimpft, sondern früh darin investiert hätte, könnte heute genüsslich auf ein Vielfaches seines Startkapitals blicken …

Dr. Reinhard Herzog, Apotheker, 72076 Tübingen, E-Mail: Heilpharm.andmore@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(08):19-19