Pharma, Healthcare, Biotech

Geldanlage mit Bezug zum Beruf


Thomas Hammer

Kapitalanlagen im Pharma-, Healthcare- und Biotech-Sektor passen gut zur fachlichen Kompetenz von Apothekern. Als geeignete Anlageinstrumente kommen in erster Linie Investmentfonds sowie börsennotierte Indexfonds (ETFs) infrage.

Fondsanlage und Forschungsförderung – das will die belgische Fondsgesellschaft Candriam in einem neuen Anlageprodukt miteinander verknüpfen: Der im November 2018 aufgelegte Investmentfonds Candriam Equities L Oncology Impact legt schwerpunktmäßig in Aktien von Unternehmen an, die in der Krebsforschung und -bekämpfung aktiv sind. Darüber hinaus spendet die Fondsgesellschaft 10% der jährlichen Managementgebühr an Krebsforschungsinstitute.

Wenige Monate nach dem Start des Fonds ist es noch zu früh, um seine Erfolgsaussichten zu beurteilen. Klar dürfte jedoch sein: Gerade in schwierigen Börsenzeiten kann sich die Medizin- und Pharmabranche als Hort der Stabilität erweisen, weil der Geschäftserfolg der börsennotierten Konzerne nur wenig von der konjunkturellen Entwicklung beeinflusst wird. So gab der branchenübergreifende MSCI (Morgan Stanley Capital International)-Weltaktienindex im Jahr 2018 um rund 11,4% nach, weil Handelskonflikte und regionale Wirtschaftskrisen die konjunkturellen Aussichten verdüsterten. Der MSCI World Pharma als globaler Aktienindex für Arzneimittelkonzerne konnte sich hingegen im gleichen Zeitraum mit einem minimalen Verlust von 0,2% dem allgemeinen Abwärtstrend weitgehend entziehen.

Börsenexperten sehen Renditepotenzial

Die Zukunftsaussichten von Unternehmen aus dem Medizin- bzw. Gesundheitssektor werden von vielen Kapitalmarktexperten positiv beurteilt. So sehen die Analysten des Vermögensverwalters Edmond de Rothschild in der Healthcare-Branche weiteres Gewinnpotenzial. Dank solider Unternehmensbilanzen und moderater Börsenbewertungen sei der Ausblick für den Sektor im Jahr 2019 robust, heißt es in einem aktuellen Rothschild-Marktkommentar.

Die Analysten von Euro FundResearch verweisen überdies auf gute Zukunftsperspektiven für den Bereich Medizintechnik, dessen weltweiter jährlicher Umsatz in den nächsten fünf Jahren von derzeit rund 450 Mrd. US-Dollar auf knapp 600 Mrd. steigen soll. Das Zusammenwachsen von klassischer Medizintechnik, Big Data und Robotik könnte schon bald ganz neue Geschäftsfelder eröffnen. Dazu kommt nach Ansicht von Euro FundResearch die wachsende Nachfrage vor allem in asiatischen Schwellenländern, wo Lebenserwartung und Wohlstand weiter zunehmen.

Fündig werden Anleger bei der Suche nach Investments im Gesundheitssektor in erster Linie bei Fonds, die es auch schon bei kleineren Anlagesummen ermöglichen, an einem breit gestreuten Aktienportfolio zu partizipieren. Allerdings ist die Auswahl kaum zu überschauen: Wer bei der Fondsratingagentur Morningstar nach Investmentfonds mit Anlageschwerpunkt im Gesundheitswesen sucht, findet mehr als 230 Produkte, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind.

Breite Marktabdeckung mit Healthcare-Fonds

Daher sollten sich private Investoren im ersten Schritt überlegen, auf welchen Bereich sie konkret setzen wollen. Wer sein Geld innerhalb des Sektors möglichst breit streuen will, sollte Fonds bevorzugen, die ebenso in Pharmakonzerne wie in Biotechunternehmen, Medizintechnikspezialisten und Gesundheitsdienstleister investieren. Zu den erfolgreichen Schwergewichten mit breiter Marktabdeckung zählen beispielsweise der World Healthscience Fund von Black Rock mit gut 500 Mio. US-Dollar Fondsvolumen oder der mit mehr als einer Mrd. US-Dollar bezifferte Global Health Care Equity Fund von Wellington: Beide haben für die bislang erzielten Renditen von den Morningstar-Analysten die Bestnote (fünf Sterne) erhalten.

Aber auch diejenigen, die eine spezielle Investmentidee verfolgen, werden am Fondsmarkt fündig. So sind beispielsweise etliche Fonds auf dem Markt, die vorwiegend Aktien von Biotechnologiefirmen im Portfolio halten. Das eröffnet zusätzliche Renditechancen, sofern sich die aufwendige Forschungsarbeit der Unternehmen in Form von erfolgreichen Produkten auszahlt. Umgekehrt sind solche Spezialfonds mit einem vergleichsweise hohen Verlustrisiko verbunden, wenn die erhofften Forschungserfolge ausbleiben.

Pharma-Expertise als Erfolgsfaktor

Gerade rund um Medizin und Pharma spielt bei aktiv gemanagten Investmentfonds die fachliche Expertise des Fondsmanagements eine wichtige Rolle: Wenn es um die Auswahl der einzelnen Aktien geht, muss das Management einschätzen können, welche Erfolgsaussichten die derzeit entwickelten Produkte haben. Anleger sollten deshalb darauf achten, wie lange der Fondsanbieter schon im Gesundheits- und Medizinsektoraktiv ist und welche Erfolge er in der Vergangenheit erzielt hat. Auch sollten Investoren größere Fonds bevorzugen, die ein Volumen von mindestens 50 Mio. € vorweisen können – denn kleine Fonds sind für die Anbieter meist wenig rentabel und stellen potenzielle Schließungskandidaten dar.

Zu den Fondsanbietern mit langjähriger Biotechnologie-Erfahrung zählt die Investmentgesellschaft Candriam, die nicht nur den neu aufgelegten Onkologie-Fonds im Portfolio hat, sondern auch den vor 19 Jahren gestarteten Spezialfonds Candriam Equities Biotechnology. Seit gut sechs Jahren am Markt ist der Biotech-Aktienfonds der schweizerischen Großbank UBS, dem die Fondsanalysten von Morningstar ebenso wie dem älteren Candriam-Fonds mit einer Fünf-Sterne-Wertung eine überdurchschnittliche Langfrist-Rendite bescheinigen.

Als Alternative zu Pharma- oder Biotechnologiefonds mit aktivem Management können Anleger auch auf ETFs setzen, die auf das Fondsmanagement verzichten und lediglich einen Branchenindex abbilden. So bietet etwa die Deutsche-Bank-Tochter Xtrackers einen ETF auf den MSCI World Health Care an, der weltweit rund 150 Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Medizin, Biotechnologie und Gesundheitsdienstleistungen umfasst. Für das reinrassige Biotech-Investment können ETF-Anleger den Indexfonds von iShares auf das Biotechnologie-Segment der US-amerikanischen Technologiebörse Nasdaq wählen.

Je spezialisierter der Fonds, umso höher die Risiken

Wie stark sich die Schwankungsintensität zwischen dem allgemeineren Anlageschwerpunkt Healthcare und dem fokussierten Investment in Biotechnologie unterscheidet, zeigt Tabelle 1:

Während bei den aufgeführten Healthcare-Fonds der größte Jahresverlust 7,3% und der höchste (wenn auch "nur" Vierteljahres-)Gewinn 16,2% betragen, schwanken die Biotech-Fondsrenditen zwischen –17,1% und +21,6%.

Damit gilt auch hier: Je enger das Segment eingegrenzt wird, umso vorsichtiger sollte die Beimischung erfolgen. Konkret könnte das bedeuten, dass auf Basis eines weltweit über alle Branchen gestreuten Fonds-Portfolios Healthcare-Fonds durchaus 20% bis 25% ausmachen könnten, während der Anteil an Biotechnologie-Fonds eher bei maximal 10% liegen sollte.

Thomas Hammer, Freier Wirtschaftsjournalist, 75443 Ötisheim, E-Mail: th@hammertext.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(10):14-14