Management- und Wirtschafts-Bonmots

Halb heiter, halb ernst


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die Welt ist reich an heiteren oder auch sarkastischen Bonmots zu allen Lebensbereichen. Lassen Sie uns einige speziell zu den Themen Management, Wirtschaft und Mitarbeiter aufgreifen – und neben einer Portion Spaß auch den jeweils ernsten Kern herauslesen.

Eine kleine Warnung vorweg: Die folgenden Zeilen können eine gewisse Portion Ironie und Sarkasmus enthalten. So sehr es Sie vielleicht jucken mag, jetzt das eine oder andere gleich in der Praxis auszuprobieren – gehen Sie damit um wie mit einem scharfen Gewürz, also wohl dosiert. Schnell balancieren Sie sonst auf einer Rasierklinge, wenn Sie die Stimmung selbst zu sehr anschärfen.

Doch sind Sie vielleicht sogar ein sogenannter "Bad-Ass-Boss"? Im angelsächsischen Sprachraum bezeichnet man damit die besonders harten und krassen Typen – wobei sich die Damen gerne ebenfalls angesprochen fühlen dürfen. Der Besserwisser unter diesen "Bad Asses" hat zu allem eine Meinung (und von was eine Ahnung?) – natürlich die einzig richtige. Folgerichtig bedient er sich gerne Sprüchen wie: "Ich bin zwar kein Arzt, aber ich denke, Sie leiden an einer akuten Intelligenzallergie."

Der stets freundliche und insoweit unterschätzte Charmeur wartet als "Bad Ass" stets auf die Gelegenheit, seinen feinen, gleichwohl gefährlichen verbalen Stachel auszufahren: "Ich bin mir sicher, Sie werden es bei Ihrer Qualifikation noch zu sehr viel bringen. Am besten, Sie gehen jetzt schon ...!" Auch der Spruch: "Müssten Sie eine Turmuhr anstreichen, würden Sie das so toll machen, dass Ihnen der Stundenzeiger den Pinsel aus der Hand schlagen würde!" könnte von ihm stammen.

Ein Choleriker als Chef ("Wir spielen jetzt das Helikopterspiel: Ich mache den Krach und Sie rotieren!") sorgt stets für knisternde Spannung im Team – wie eine Flasche Nitroglycerin. Der klassische Tyrann hingegen hält seine Mitarbeiter bei jeder sich bietenden Gelegenheit klein und verweist sie auf ihre Plätze ("Wenn Sie Anerkennung wollen, kaufen Sie sich einen Hund!" oder "Ich behandle Ihre E-Mails nach dem 3L-Prinzip: Lesen! Lachen! Löschen!"). Dagegen scheint der gewitzte Chef-Typ Philosoph mit gleichzeitig ausgeprägtem Hang zum Egoismus regelrechte Erholung zu versprechen: "Wenn Sie ein Problem haben, dann behalten Sie es bitte für sich – es ist ja schließlich Ihres!"

Möglicherweise finden Sie dann eines Tages dieses nette Buch auf Ihrem Gabentisch: "Das Peter-Prinzip". Danach steigt ein jeder bis zur Stufe seiner Unfähigkeit auf, mit allen bitteren und heiteren Konsequenzen. Das bereits aus den 1970er Jahren stammende und immer wieder neu aufgelegte Werk ist heute noch lesenswert, beschreibt es doch sehr schön die Zustände gerade in größeren Organisationen. Umgekehrt mag es sich als Geschenk und Wink mit dem Zaunpfahl für (ungeeignete) Führungskräfte unter Ihren Mitarbeitern eignen – sofern die Botschaft verstanden und nicht als späte Selbsterkenntnis und -ironie Ihrerseits missverstanden wird.

Fahren wir also fort mit den gezielten Provokationen im Arbeitsalltag, die sorgfältig dosiert eingesetzt ja durchaus eine positiv-verändernde Wirkung entfalten können. Fangen wir harmlos an und steigern uns:

"Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel"

Diese Erkenntnis, von der bereits Konfuzius wusste, eignet sich ebenso für Teamsitzungen wie für Einzelgespräche, wenn es an Details hakt. Denn Detailprobleme verzögern heute gerne selbst wichtige Vorhaben. Da hilft nur Zähigkeit und Durchhaltevermögen auf allen Ebenen. Passend dazu trug Aristoteles bei: "Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen." Wie wahr und hochaktuell angesichts der vielen, teils disruptiven Veränderungen um uns herum!

"Reden Sie nicht über gestern; sprechen Sie von morgen!"

Wie gerne wird Vergangenheitsbewältigung betrieben und im Gestern gekramt, statt sich auf die Herausforderungen von morgen zu konzentrieren. Nicht wenige Mitarbeiter neigen dazu, sich ausgiebig damit zu beschäftigen, warum alles so kommen musste, wie es ist, wer was zu wem gesagt hat usw. Hier hilft es in der Tat, durchaus nachdrücklich den Kopf nach vorne zu drehen – ihn in die Zukunft zu richten. Nebenbei: Verweilen Sie auch gerne in der Vergangenheit, erzählen Sie viel über die "guten, alten Zeiten" und geben den "Märchenonkel" oder die "Märchentante"? Dann wundern Sie sich nicht, dass Ihre Mitarbeiter bald ähnlich ticken – wie der Herr (bzw. die Dame), so‘s Gescherr!

"Wer nur das denkt und tut, was alle denken und tun, bekommt auch nur das, was alle bekommen"

Diesen Spruch können Sie für die nächsten Mitarbeiter- und Gehaltsgespräche vormerken, vor allem wenn es um Sonderprämien und größere Gehaltssprünge geht. Durchschnittlichkeit wird eben nur durchschnittlich entlohnt, Herausragendes dann aber auch wirklich herausragend.

"Denken ist schwer, darum urteilen die meisten!"

Wie wahr diese Erkenntnis von Carl Gustav Jung, dem berühmten Schweizer Psychiater! Wenn es wieder knistert im Team, Gerüchte und Sticheleien ins Kraut schießen, Animositäten ausgelebt werden – dann passt dieser Spruch wie die ebenfalls sprichwörtliche Faust aufs Auge.

"Das Futter der Biene bemisst sich nicht nach ihrer Flugleistung, sondern nach dem Honig, den sie nach Hause bringt"

Bekanntermaßen wird sehr gerne über viel Arbeit geklagt. Bei etlichen Mitarbeitern könnte man meinen, dass sie Kilometergeld angesichts ihres emsigen Hin- und Herlaufens oder – wie früher in Tageszeitungsredaktionen – Zeilengeld angesichts der vielen schriftlichen Ergüsse und Mails bekommen. Am Ende des Tages zählen aber Resultate – Kunden mitsamt den von ihnen in die Kasse gespülten Erträgen. Nicht mehr und nicht weniger. Die arg strapazierten, gleichwohl stets aktuellen Worte "erfolgsorientierte Arbeitsweise" gehören hierher. Sie dürfen Ihre Mitarbeiter gerne darauf hinweisen, wenn diese mal wieder (zu) bienenfleißig, aber eben arm an Honig unterwegs sind.

"Wenn der Kuchen spricht, haben die Krümel Pause"

So etwas muss manchmal sein, nämlich das Zurechtrücken der Positionen. Sie sind der Chef und tragen die Verantwortung – und Mitarbeiter werden eben nicht ohne Grund als "abhängig Beschäftigte" bezeichnet. Hin und wieder kann man, wenn auch gut überlegt, so einen Spruch mal raushauen, insbesondere wenn es etwas an Disziplin mangelt und Teamsitzungen eher zu Selbstfindungs- und Ego-Trips mutieren. Damit es anschließend wieder heißt: Ziel, Satz und Sieg!

"Ein gepflegter Tritt in den Allerwertesten ist immerhin ein Schritt vorwärts"

Autsch, das ist aber gemein. Und trotzdem – ja, auch hier ist tatsächlich manchmal Wahres dran! So ein kleiner Schock zwischendurch kann nämlich bisweilen manchen Zeitgenossen den entscheidenden Denkanstoß liefern, ein nicht mehr akzeptables Verhalten zu ändern. Scheuen Sie sich also als Chef nicht, auch einmal im übertragenen Sinne "das Bein zu heben" – aber nur aus angemessenem Anlass, stets wohl dosiert und präzise ausgerichtet. Ein weiterer beliebter Spruch dazu: "Sie sind wie ein Heißluftballon. Sie bewegen sich nur, wenn Sie Feuer kriegen."

"Am 15. ist für Sie der Erste!"

Ja, wie sehr wünschte man sich das manchmal, wenn alle obigen "Denkanstöße" nicht mehr fruchten: Einfach einen missliebigen Angestellten von jetzt auf gleich vor die Tür zu setzen. Dies drückt der Spruch aus – Fachkräftemangel hin oder her. Allerdings: Ehe Sie sich in Ihrem eigenen Betrieb schwarz ärgern und gar noch gesundheitlich leiden – ziehen Sie lieber einen harten Schlussstrich. Zur Not mit sofortiger Freistellung. Dann gilt obiger Spruch sogar bis zu einem gewissen Grad.

So, nun sind Sie für Ihren Alltag kräftig munitioniert! Das Internet hält zudem noch viele andere derartige Stilblüten und "Weisheiten" auf Lager, gerne überspitzt, meist trotzdem mit einem wahren Kern. Oft hilft der eigenen Stimmung ja bereits die bloße Vorstellung auf die Sprünge – nämlich zu wissen, was man sagen könnte, ohne es tatsächlich zu tun.

Lesetipp

Peter, L.J., Hull, R.: Das Peter-Prinzip oder: Die Hierarchie der Unfähigen. Rowohlt: Hamburg 2001

Dr. Reinhard Herzog, Apotheker, 72076 Tübingen, E-Mail: Heilpharm.andmore@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(13):4-4