Editorial

Freude schöner Götterfunken?


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

zwar zweifelt der ein oder andere schon jetzt, dass am 28. April des Neuen Jahres wieder freudig Götterfunken sprühen werden. Manches Auge und vor allem manches Ohr dürfte sich dann trotzdem gespannt nach Bonn richten. Denn dort wird uraufgeführt, was der Bruder unseres Apothekerkollegen Johann van Beethoven – jener etwas berühmtere Ludwig – nur als Fragment hinterlassen hat: Seine zehnte Symphonie, vollendet von künstlicher Intelligenz.

Nun feiert unser Berufsstand 2020 – anders als Beethoven – keinen 250. Geburtstag. Dennoch wird auch bei uns wahrscheinlich das ein oder andere begonnene Großprojekt komplettiert. Da ist natürlich das E-Rezept, mit dem viele von Ihnen derzeit hadern: Noch sind nicht alle technischen Voraussetzungen geschaffen, es fallen Kosten an, Prozesse müssen umgestellt werden – und die ausländischen Versender lauern schon, um sich ein fettes Stück vom Kuchen abzuschneiden. Allerdings birgt die elektronische Verordnung auch Chancen: So vereinfacht sie zukünftig hoffentlich diverse Arbeitsabläufe und trägt dazu bei, die Patientensicherheit zu erhöhen.

Als weiteres Großprojekt steht das inzwischen stark zerpflückte "Apothekenstärkungsgesetz" auf der "Agenda 2020" – mitsamt E-Rezept-Makelverbot, pharmazeutischen Dienstleistungen und dem Vorhaben, die längeren Spieße von DocMorris und Co. zu beschneiden. Auch hier ist vieles und insbesondere der Ausgang ungewiss.

Unabhängig davon, wie Beethovens Zehnte vollendet klingen mag, bleibt daher zu hoffen, dass zumindest wir am Ende des Neuen Jahres allen Grund haben, die Götterfunken freudig sprühen zu lassen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(01):2-2