Bezahlmöglichkeiten in der Apotheke (Teil 1)

Welche Grundlagen Sie kennen sollten


Florian Giermann

"Nur Bares ist Wahres!" Dieses typisch deutsche Bonmot verliert immer mehr an Bedeutung. Denn die meisten Kunden erwarten inzwischen, in allen Geschäften bargeldlos bezahlen zu können – so auch in Apotheken. Erfahren Sie, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt.

Der Anteil an Bargeld gemessen am Gesamtumsatz im stationären deutschen Einzelhandel liegt auch heute noch bei über 50%. In absoluten Zahlen wechseln so jährlich 210 Mrd. € an Bargeld bei insgesamt 410 Mrd. € Umsatz die Hände. Die Anzahl der Barzahlungsvorgänge lag im Jahr 2017 bei stolzen 15,6 Mrd. [1].

Welche Auswirkungen wird die Coronakrise haben?

Zwar sind wir Deutschen als besonders bargeldaffin bekannt. Doch ist die Anzahl der Transaktionen mit Bargeld auch hierzulande seit Jahren rückläufig, weil die Generationen, die jetzt auf den Arbeits- und Kapitalmarkt drängen, an Effizienz und Komfort glauben. Keine Apotheke kann es sich heute noch erlauben, ihre Kunden ausschließlich bar bezahlen zu lassen.

Die Coronakrise wird diesen Trend nochmal beschleunigen: Bargeld ist schließlich auch unhygienisch. Selbst wenn es keinen Beweis gibt, dass SARS-CoV-2 tatsächlich durch Bargeld übertragen wird, findet man auf Geldscheinen rund 1,2 Mrd. DNA-Segmente – von Hunden über Katzen und Pferde bis hin zu Breitmaulnashörnern [2]. Lediglich die Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen kann man weiterhin bedenkenlos verwenden, sie sind mit Kupfer beschichtet – und das ist immerhin bakterizid.

Bargeldlose Zahlungssysteme

Die verschiedenen Zahlungssysteme im stationären Einzelhandel stellen wir Ihnen im Folgenden vor. Allen ist gemein, dass stets über separate Lesegeräte, die Terminals, gezahlt wird.

Girokarte

Girokarten (synonym: Electronic-Cash [EC]-Karten) sind an die persönlichen Girokonten gebunden. Der Girokontoinhaber erhält die Karte üblicherweise automatisch und kostenlos. Es handelt sich um sogenannte Debitkarten, bei denen die Konten zeitnah belastet werden. Am häufigsten nutzt man die Karten, um Bargeld am Automaten abzuheben oder um direkt zu bezahlen. Letzteres geht inzwischen mit den meisten Karten auch kontaktlos.

Kreditkarte

Kreditkarten weisen dazu einen wesentlichen Unterschied auf: Sie sind nämlich nicht zwingend an ein Bankkonto gekoppelt. Die Anbieter können die Ausgabe einer Kreditkarte somit einerseits zwar an die Eröffnung eines Bankkontos knüpfen. Andererseits können sie es ihren Kunden aber auch ermöglichen, ein vorhandenes Girokonto (bei einer anderen Bank) zum Begleichen der Kreditkartenrechnung zu verwenden. Mit einer Kreditkarte lässt sich ebenfalls an den meisten Geldautomaten Bargeld abheben und in vielen Geschäften bezahlen – inzwischen meistens auch kontaktlos.

Übrigens: Die Bezeichnung "Kreditkarte" ist darauf zurückzuführen, dass Kreditkarteninstitute ihren Kunden bisweilen tatsächlich einen Kredit gewähren: Die Kunden können die mit der Karte getätigten Ausgaben dann in Raten samt Zinsen zurückzahlen.

Mobiles Bezahlen

Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit mobilen Endgeräten, wie dem Smartphone, dem Tablet oder der Smartwatch, zu bezahlen ("Mobile Payment"). Diese Geräte müssen kontaktlos kommunizieren können, in aller Regel über die Near-Field-Communication (NFC)-Technik. Genau genommen werden sie lediglich verwendet, um die Bezahlung zu initiieren, zu autorisieren und zu realisieren – man bezahlt aber nicht wirklich mit den Geräten. Ausnahme: Mit sogenannten "Premium-SMS" können Sie mobilfunknahe Dienstleistungen, wie etwa Klingeltöne oder Handy-Logos, über Ihre Handyrechnung begleichen.

Zusätzlich zum Endgerät benötigt man eine App, in der die Zahlungsdaten der Bank oder der Kreditkarte sicher hinterlegt sind. Die bekanntesten Apps sind sicherlich "Apple Pay" und "Google Pay". Daneben bieten auch Banken, wie z.B. die Deutsche Bank oder die Sparkassen, entsprechende Apps an. Ebenso der Bonuspunkte-Gigant Payback: Mit "Payback Pay" können Sie allerdings nur bei den Payback-Partnern bezahlen. Eine einheitliche Lösung gibt es derzeit in Deutschland noch nicht.

Um mobil zu zahlen, muss man sein Endgerät wenige Zentimeter über das Terminal halten. Das gilt als vergleichsweise sicher: Aufgrund der kurzen Übertragungsdistanzen ist es bei der NFC-Technik so gut wie ausgeschlossen, dass man versehentlich im Vorbeigehen bezahlt oder dass gar unbefugte Dritte die Daten unbemerkt vom Handy abgreifen. Die meisten Lesegeräte verschlüsseln die Übertragung obendrein, und es werden keine weiteren personenbezogenen Daten ausgetauscht.

Vorteil des mobilen Bezahlens: Es ist sehr bequem, denn schließlich hat man sein Handy ja immer bei sich. Und wer denkt, dass die regional unterschiedliche Netzabdeckung dem mobilen Zahlen entgegensteht, täuscht sich. Denn alle für die Zahlung notwendigen Informationen sind lokal auf dem Smartphone abgespeichert, sodass das Ganze selbst ohne Internetverbindung funktioniert.

Authentifizierungsarten

Neben den unterschiedlichen bargeldlosen Zahlungssystemen gibt es unterschiedliche Arten, über die sich die Verbraucher jeweils authentifizieren können:

Unterschrift

Dazu zählt im stationären Handel zunächst die Unterschrift. Hier sprach man bis Februar 2016 noch vom elektronischen Lastschriftverfahren (ELV), bei dem der Anbieter keinerlei Zahlungsgarantie übernahm. Um Zahlungsausfälle musste sich der Händler selbst kümmern. Inzwischen ist das ELV jedoch vom Single-Euro-Payments-Area (SEPA)-Lastschriftverfahren abgelöst worden. Zu diesem "einheitlichen Euro-Zahlungsraum" gehören sämtliche Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie Island, Norwegen, Liechtenstein, Monaco, San Marino und die Schweiz.

Ein SEPA-Lastschriftmandat ermächtigt den Zahlungsempfänger ebenfalls, ausstehende Beträge vom Konto des Zahlungspflichtigen einzuziehen. Es bietet aber beiden Seiten Vorteile gegenüber dem ELV: So können sich Verbraucher eine unberechtigte oder fehlerhafte Lastschrift von ihrer Bank zurückerstatten lassen. Und der Händler profitiert, wenn eine an sich berechtigte Lastschrift wegen mangelnder Kontodeckung platzt oder "zurückgegeben" wird. Denn dann muss der Verbraucher die Zusatzkosten tragen. Anders als beim ELV wird das jedoch nicht automatisch negativ in Sperrdateien wie derjenigen der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) eingetragen. Hierfür ist erst ein Mahnverfahren gegen den Verbraucher nötig.

PIN

Am häufigsten müssen Kunden ihre persönliche Identifikations-Nummer (PIN) eingeben, um sich beim bargeldlosen Zahlen zu authentifizieren. Dann wird ihr Konto sofort mit dem Kaufpreis belastet. Für die Händler ist dieses Verfahren noch sicherer als die SEPA-Lastschrift, da sie eine direkte Zahlungsgarantie haben.

Kontaktlos

Ähnlich sicher ist das kontaktlose Bezahlen. Hier gibt es in aller Regel einen Schwellenbetrag: Wird er überschritten, muss sich der Verbraucher ebenfalls authentifizieren. Bei Kreditkarten geschieht das, indem er seine PIN eingibt. Bezahlt er mobil, muss er sich zumeist über die Geheimzahl des Telefons, seinen Fingerabdruck oder die Gesichtserkennung auf dem Smartphone einloggen.

Ausblick

Im zweiten Teil erfahren Sie u.a., welche Besonderheiten Sie bei Bezahlungen im Netz beachten müssen und welche Kosten bei den unterschiedlichen Bezahlmöglichkeiten anfallen.

Quellen

[1] ehi.org/de/pressemitteilungen/zeit-ist-geld (Abruf: 23.04.2020)
[2] Nestler, F.: Koks, Corona und Kolibakterien (Abruf: 23.04.2020)

Florian Giermann, Client Liaison Manager, Noventi Health SE, 81673 München, E-Mail: florian.giermann@noventi.de

Jürgen Liesabeths, Industrie- und Panelmanagement, Awinta GmbH, 50739 Köln, E-Mail: juergen.liesabeths@awinta.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(09):10-10