Editorial

Den Risiken ins Gesicht sehen


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

"jusqu’ici j’ai vu beaucoup de masques; quand verrai-je des visages d’hommes?" Die Schutzwirkung außen vorgelassen, wünschen wir uns im Augenblick vermutlich alle, was bereits der Aufklärer Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) formuliert hat: "Bisher habe ich viele Masken gesehen; wann werde ich menschliche Gesichter sehen?"

Allerdings verwehrt uns die Maskenpflicht nicht allein den Blick auf die vollen Gesichtszüge unseres Gegenübers, sondern sie erweist sich zudem – gerade jetzt – als ebenso schweißtreibendes wie brillenbeschlagendes "Vergnügen". Und das wiederum trübt das Einkaufserlebnis vor Ort nicht nur optisch. So geben laut IFH Köln 52% von 500 Konsumenten an, ihre Kauflust sei durch die Maskenpflicht verringert. Hieran dürfte übrigens auch die sowieso kontroverse Mehrwertsteuersenkung (vgl. AWA 12/2020) nicht viel ändern. Denn sie stimuliert gerade mal 14% der Befragten zum Einkauf.

Hinzu kommt, dass den Meinungsforschern aus Allensbach zufolge jeder dritte Erwerbstätige krisenbedingte Einkommenseinbußen hat – und weitere 12% solche Einbußen in der nächsten Zeit befürchten. Daher verwundert es nicht, dass 46% der Deutschen aktuell möglichst wenig Geld ausgeben möchten.

Keine einfachen Zeiten also für den stationären Einzelhandel: Laut Handelsverband Deutschland (HDE) sieht sich ein Drittel der Nicht-Lebensmittler in seiner Existenz bedroht. Und dass bereits jetzt Geschäfte schließen müssen, zeigt uns das prominente Beispiel Galeria Karstadt Kaufhof.

Vor diesem Hintergrund sollten auch Apotheken auf Nummer sicher gehen und den Gürtel enger schnallen. Wie das gelingt, hat Herr Professor Herzog in seinem Beitrag zur Mittelfest-Planung näher für Sie beleuchtet.

Es grüßt Sie herzlichst Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(13):2-2