Editorial

Fingerzeig aus Grünheide


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

"die deutschen Behörden sollten mal alle Regeln und Richtlinien durchforsten und prüfen, ob man nicht auch mit der Hälfte auskommen könnte". Das hat der visionäre Unternehmer Elon Musk laut "Handelsblatt" dem brandenburgischen Wirtschaftsminister Jörg Steinbach beim Besuch der Tesla-"Gigafactory"-Baustelle in Grünheide mit auf den Weg gegeben.

Auch Sie in der Apotheke spüren immer wieder, wie viel Zeit und Energie die zahlreichen bürokratischen Dokumentations- und sonstigen Pflichten fressen. Die Motivation leidet, und die eigentlichen Kernaufgaben kommen zwangsweise gerne mal zu kurz – nicht nur die Beratung, sondern auch die Entwicklung zukunftssichernder Konzepte.

Nun wird unserem Berufsstand zwar hin und wieder nachgesagt, rückständig auf dem Status quo zu beharren. Aber selbst wenn das in manchen Fällen zutreffen mag, tickt eine Menge Kollegen da ganz anders. So hat etwa die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus gerade erst auf der "Expopharm Impuls" in Bezug auf Digitalisierung und Co. konstatiert, dass sie viele Apotheker kenne, die tolle Ideen hätten und diese unbedingt umsetzen wollten – nicht zuletzt, um zu beweisen, dass sie besser als der Versandhandel seien.

Nur: Man muss diese Macher eben auch machen lassen. Insofern liegt es vor allem an der Politik (mitsamt unserer neu zu "wählenden" Standesführung), das Übermaß an Regeln und Richtlinien etwas herunterzufahren. Denn nicht nur in Grünheide, sondern flächendeckend in ganz Deutschland freut man sich, wenn Innovationen vorangetrieben statt verhindert werden.

Es grüßt Sie herzlichst Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(20):2-2