Editorial

November Rain


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der November Blues fällt in diesem Jahr viel heftiger aus als sonst. Die AvP-Insolvenz trifft viele Kollegen unverschuldet. Und Corona wirft seine Schatten nun noch einmal verstärkt auf unser gesamtes Leben: Der aktuellen GfK-Konsumklimastudie zufolge machen sich 51% der deutschen Bevölkerung große bzw. sehr große Sorgen um ihre persönliche Zukunft – mit den entsprechenden Auswirkungen auch auf den Einzelhandel, insbesondere in den Innenstädten.

Leider ist es unternehmerisch viel schwieriger, solche "höheren Schicksalsschläge" zu meistern als eigene Fehler oder Versäumnisse auszumerzen. Versuchen wir trotzdem, zumindest etwas Optimismus zu schüren: Dazu ein Blick in die "Süddeutsche Zeitung", die gerade unter dem Titel "Die Wüste lebt" über die Neunkirchener Innenstadt berichtet hat. Hier konnte eine Buchhändlerin durch ein kreatives Schaufenster so viel positive Aufmerksamkeit erregen wie nie zuvor – einige Leute seien sogar extra ihretwegen in die Stadt gekommen.

Zwar lässt sich über ein Schaufenster wohl kaum eine wirklich bedrohte Existenz retten, und auch der Corona-beschleunigte Trend ins Internet wird sich nicht aufhalten lassen. Doch obwohl Werbeslogans wie "Online ist Abstand-Halten noch einfacher" von DocMorris derzeit noch ziehen, könnte das Beispiel darauf hindeuten, dass vielen Menschen nun erst wirklich bewusst wird, wie wichtig die persönliche Interaktion vor Ort ist – und dass sie darauf nicht mehr verzichten wollen, wenn alle Kontaktbeschränkungen aufgehoben sind.

Wie heißt es doch in einem Song von Guns N’ Roses: "So never mind the darkness, we still can find a way. Cause nothin lasts forever, even cold November rain."

Es grüßt Sie herzlichst Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(21):2-2