Editorial

Der Ärger mit den Tests


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen und Leser,

"hier bin ich Mensch. Hier kauf’ ich ein – und lass’ mich testen!" So könnte der neue Slogan von dm lauten, richtet die Drogeriekette doch gerade eigene Corona-Schnelltest-Zentren ein.

Natürlich ist es nur zu sinnvoll, alle Möglichkeiten auszunutzen, um endlich wieder in die Normalität zurückzukehren. Und da es doch einige Kapazitäten beansprucht, jedem Bürger mindestens einmal wöchentlich einen kostenlosen Test anzubieten, muss man dankbar sein, dass sich auch Unternehmen wie dm einbringen. Sofern sie sich hierdurch aber weiter als Partner in Gesundheitsfragen etablieren, wird es für unseren Berufsstand trotzdem gefährlich. Daher gilt es, flächendeckend in "Test-Erscheinung" zu treten.

Nun hat selbstverständlich nicht jede Apotheke die Ressourcen, um sich aktiv in die "Test-Strategie" einzubringen. Wer sie aber hat, sei ermuntert, sich öffentlichkeitswirksam zu engagieren. Nicht zuletzt bieten sich dazu Tests in den Schulen an, wo schließlich die Kunden von morgen sitzen.

Manche von Ihnen mögen jetzt ihre berechtigte Verärgerung darüber ins Feld führen, dass die Ärzte zukünftig immer noch 3 € mehr für eine Testung bekommen als Apotheker – laut Verordnung gerechtfertigt "durch das unterschiedliche Qualifikationsniveau der Leistungserbringer". Mit Blick auf das zukünftige "Standing" der Apotheke in der Bevölkerung dürfte es dennoch sinnvoll sein, diesen Ärger zwar im politischen Kontext zu äußern, ihn aber ansonsten herunterzuschlucken und an vorderster Test-Front mitzumischen. Denn wie sagte schon der US-amerikanische Schriftsteller Prentice Mulford (1834–1891): "Lieber die Kraft dafür einsetzen, dass man den Schaden behebt, als sie mit Ärger zu verschwenden."

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(06):2-2