Editorial

Adieu Tristesse!


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen und Leser,

"Bonjour Tristesse" mag man sich in Anlehnung an Françoise Sagans Roman denken, wenn man durch so manche deutsche Innenstadt flaniert. Und selbst, wenn es dort derzeit wieder etwas belebter zugeht, zeigt eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) doch, dass mehr als die Hälfte von 650 Innenstadthändlern 2021 geringere Umsätze als 2020 erwarten. Niedrige Infektionszahlen und keine weiteren Lockdowns vorausgesetzt, prognostiziert der HDE für 2021 ein nominales Umsatzwachstum von 1,5% im gesamten Einzelhandel. Der stationäre Einzelhandel büßt dabei allerdings 1,1% ein, während der Online-Handel um knapp 20% zulegt.

Neue Ideen sind also gefragt. Interessant ist da z.B. ein Projekt der Stadt Mannheim: Hier will man der Rhein-Neckar-Zeitung zufolge weg von einem autogerechten und hin zu einem lebenswerten Zentrum. Ab Ende August etwa wird eine bislang stark Asphaltidyllen-geprägte Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Stattdessen stellt man dort Picknicktische und -bänke (keinesfalls nur für Restaurantbesucher) sowie Pflanzenkübel auf. Weitere Maßnahmen sollen folgen. U.a. davon, dass man fahrradfreundlicher wird, verspricht man sich sogar bessere Parkmöglichkeiten für alle, die aufs Auto angewiesen sind.

Auch Apotheken profitieren von solchen Projekten, können aber gleichermaßen selbst dazu beitragen, die Zentren wieder attraktiver zu machen. Denkanstöße dazu finden Sie im Beitrag "Gemeinsam Zukunft gestalten". Mögen die Innenstädte der Tristesse also "Adieu!" zurufen und die Besucher sich dort (wieder) so wohlfühlen, dass ihnen auch in den Offizinen der altbekannte dm-Slogan in den Sinn komme: "Hier bin ich Mensch, hier kauf' ich ein!"

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(15):2-2