Weniger Emissionen liefern

Wie Sie Ihren Botendienst nachhaltiger machen


Florian Giermann

Eine Apotheke in Deutschland stößt durchschnittlich ungefähr 25 t CO2 pro Jahr aus. Der Botendienst, der wohl auch nach der Coronakrise relevant bleiben wird, hat daran seinen Anteil. Das muss aber nicht so bleiben.

Die noch knapp 19.000 Apotheken in Deutschland führen täglich rund 300.000 Botendienste durch. Auf jede Apotheke entfallen somit im Durchschnitt 16 Botendienste pro Tag. Erfahrungswerte zeigen weiterhin, dass die Strecke, die ein Botenfahrzeug einer prototypischen Apotheke (irgendwo zwischen ländlicher und Innenstadtlage) am Tag zurücklegt, bei ungefähr 25 km liegt.

Pro gefahrenen 100 km wiederum kann man Emissionen in Höhe von 20 kg CO2-Äquivalenten ansetzen – das entspricht ziemlich genau dem Mittelwert zwischen Benzin- und Diesel-Emissionen. Gehen wir nun vereinfachend davon aus, dass der Botendienst auch samstags und in allen 52 Wochen des Jahres angeboten wird, ergeben sich in der Summe 7.800 km pro Botenfahrzeug und Jahr. Das entspricht wiederum 1,56 t CO2, die jede Apotheke pro Botenauto im Jahr emittiert.

Übrigens: Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Anfahrtswege der Kunden mitunter durch Botendienste bündeln lassen – was ökologisch entlastend wirken kann (vgl. AWA 19/2020).

Eine Frage (auch) der Lage

Inwieweit sich die Botendienst-Emissionen vermeiden lassen, ohne Abstriche in der Arzneimittelversorgung in Kauf zu nehmen, hängt stark vom Standort der Apotheke ab. In Innenstädten liegen die Botendienst-Ziele z.B. häufig so nahe an der Apotheke, dass sie sich problemlos per Fahrrad oder E-Bike erreichen lassen (vgl. AWA 13/2021).

Eine Apotheke aus Wertheim in Baden-Württemberg bewirbt auf ihrer Homepage sogar die Belieferung mit dem Apothekenpferd. Allerdings sollte man wissen, dass die Ökobilanz von Pferden auch nicht die allerbeste ist [1].

Vor allem für größere Entfernungen bieten sich Elektroautos an. Ein schöner "Nebeneffekt": Die Bundesregierung bietet interessante Fördermöglichkeiten an, die die Anschaffung eines E-Autos auch finanziell attraktiv machen (vgl. AWA 19/2020). Und: Ein Elektrofahrzeug, das mit dem Apothekenlogo durch das Gebiet fährt, in dem die Mehrzahl Ihrer Kunden wohnt, wirkt sich natürlich positiv auf das Image aus.

Nicht nur das Fahrzeug zählt

Aber nicht jede Apotheke kann ihren Botendienst mit Elektrofahrzeugen anbieten. Vor allem wenn Sie dazugehören (aber nicht nur dann), sollten Sie sich überlegen, wie bzw. wo sich Ihre Ökobilanz darüber hinaus noch optimieren lässt.

So können Sie zunächst versuchen, Ihren Abfall zu reduzieren. Beim Botendienst (ebenso wie natürlich in der Apotheke) gelingt das beispielsweise, indem Sie komplett auf Beigaben verzichten, die die Kunden nicht bestellt haben. Egal ob Flyer, Kugelschreiber oder Produktpröbchen: Das meiste davon wird nicht voller Dankbarkeit entgegengenommen, sondern wandert stattdessen ungenutzt in den Müll.

Auch besteht die Möglichkeit, Plastiktüten, in denen die Arzneimittel für den Boten verpackt werden, durch Papiertüten zu ersetzen. Wer hier nach Produkten sucht, sollte darauf achten, dass diese in Deutschland gefertigt sind, sodass die Emissionen für den Transport entfallen. Manche Tüte wird überdies nur auf Teilen ihrer Fläche mit Farben auf Wasserbasis sowie ohne Lösungsmittel und ohne Schwermetalle bedruckt – was sich ökologisch ebenfalls positiv auswirkt. Und wenn die Tüte dann mehrfach für den Einkauf verwendet wurde, lässt sie sich vielleicht noch in eine reißfeste Biomülltüte umfunktionieren.

Ökologisch effizient zum Kunden touren

Letztlich müssen die Arzneimittel aber noch immer irgendwie zum Kunden gebracht werden. Wie das auch bei Verbrennungsmotoren möglichst umweltschonend gelingen kann, zeigen die gängigen Navigationssysteme bereits seit einiger Zeit. Sie bieten nämlich neben den altbekannten Routenoptionen

  • „schnell“ (der geringste Zeitaufwand zum Ziel) und
  • „kurz“ (die geringste Strecke zum Ziel) auch
  • eine „Eco“- bzw. „Öko“-Route an.

Wer diese Option nutzt, vermeidet – zumindest soweit möglich – Wege mit Ampeln, Kreuzungen und hohem Fahrttempo. Zwar kann die Strecke dadurch länger werden, im Gegenzug lassen sich durch eine konstante Fahrweise aber Sprit und folglich Emissionen sparen (sowie nicht zuletzt auch Geld). Ist das Navigationsgerät zusätzlich an ein Echtzeit-Verkehrsmeldungssystem angebunden, können "Standzeiten" in Staus bzw. Stop-and-Go-Situationen vermieden werden.

Wie Sie alle nur zu gut wissen, ist der Botendienst allerdings keine einfache Fahrt von einem Punkt A zu einem Punkt B. Vielmehr beliefert der Bote auf einer Fahrt in der Regel mehrere Kunden an unterschiedlichen Orten, um am Ende wieder in die Apotheke zurückzukehren. Für die Routenplanung gibt es dabei gewisse Fixpunkte, falls etwa

  • mit einem Kunden ein bestimmter Lieferzeitpunkt vereinbart ist,
  • ein Pflegeheim immer zu einer bestimmten Zeit angefahren werden muss oder
  • Rezepte in einer Arztpraxis innerhalb eines vorgegebenen Zeitkorridors abzuholen sind.

Smart geplant spart nicht nur Wege

Boten, die ihren Job schon länger machen, planen ihre Routen oft auf Basis einer Mischung aus eigener Erfahrung und persönlichen Vorlieben – was nicht unbedingt schlecht sein muss. Professioneller geht es jedoch häufig mit spezialisierten Software-Lösungen, die sowohl

  • separat als auch
  • integriert in die Warenwirtschaftssysteme (dann teils mit Schnittstellen an separate Lösungen)

angeboten werden (vgl. ausführlich AWA 17/2020). Auch mit diesen Lösungen kann der Botendienst nachhaltiger werden. Denn wenn die Software die verschiedenen Ziele in eine logische Reihenfolge bringt, muss der Bote (so gut wie) keinen Streckenabschnitt wiederholt befahren und kann Zickzackkurse gerade auch auf Touren in ländlichen Gebieten vermeiden. Die genannten "Fixpunkte" werden trotzdem zu den vorgesehenen Zeiten erreicht.

Je nach Anbieter kann außerdem ein Routenplaner integriert sein, der die aktuelle Verkehrssituation berücksichtigt und über den sich damit Staus umfahren lassen. Ebenfalls je nach Anbieter steht den Kunden eine App zur Verfügung, über die sie sehen können, wann der Bote ungefähr bei ihnen ankommt. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, die Kunden tatsächlich zu Hause anzutreffen – was wiederum Doppelt- oder Dreifachfahrten verringert und somit Emissionen spart.

Tipp: Um gegebenenfalls die auf Sie zugeschnittene Software-Lösung zu finden, empfiehlt sich ein Blick auf die Homepages der Anbieter (z.B. Apomap oder ApoTune). Hier finden Sie Informationen darüber, welche Software welche Features umfasst.

Übrigens: Bei Elektro-Fahrzeugen hilft eine gute Botendienst-Software dabei, die Länge der Gesamtroute mit der Reichweite der Batterie abzugleichen. So kann der Bote mit einer Batterieladung die gesamte Route fahren, ohne zwischendurch "nachladen" zu müssen.

Der nachhaltige Bote

Schließlich kann auch der Bote selbst einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten, indem er z.B. die Treppe statt des Aufzugs nimmt. Hier sind Apps hilfreich, die die persönlichen CO2-Emissionen tracken (z.B. Klimakompass oder Carbon Footprint).

Service

Weitere Anregungen um CO2-Emissionen im Alltag zu reduzieren, finden Sie zum Projekt "Klimaretter - Lebensretter", das sich explizit an Einrichtungen und Unternehmen des Gesundheitswesens richtet.

Literatur

[1] Annaheim J., Jungbluth N., Meili C.: Ökobilanz von Haus- und Heimtieren, ESU-services GmbH: Schaffhausen/Schweiz 2018

Florian Giermann, Client Liaison Manager, Noventi Health SE, 81673 München, E-Mail: florian.giermann@noventi.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(15):12-12