Beachtliche Um- und Absätze

Der Phytopharmaka- und Homöopathika-Markt


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Abseits aller pharmazeutisch-wissenschaftlichen Diskussionen stehen Phytopharmaka und die umstrittenen Homöopathika bei den Kunden hoch im Kurs. Wie hoch und welche Anbieter dabei den Ton angeben, beleuchten wir in dieser kurzen Zusammenfassung.

Während Phytopharmaka, insbesondere solche, die einen kompletten Zulassungsprozess durchlaufen haben, ein belegbares Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil aufweisen, müssen sich Homöopathika viele kritische Fragen gefallen lassen. Die Marktzahlen (Quelle: IQVIA, Frankfurt/Main) spiegeln das jedoch nur unzureichend wider (Abbildung 1).

Selbst im Corona-Ausnahmejahr wurden noch 51,5 Mio. Packungseinheiten homöopathischer Mittel in den öffentlichen Apotheken (einschließlich Versand) hierzulande abgesetzt, im Wert von fast 804 Mio. € zu Endverbraucher-Bruttolistenpreisen – einschließlich aller Verordnungen, die aber nur rund ein Achtel ausmachen und häufig privat erfolgen. Der Listen-Packungswert beträgt damit immerhin 15,60 € und liegt deutlich über dem üblichen OTC-Packungswert (gut 9 € brutto). Je Apotheke gingen somit statistisch rund 2.700 Packungen homöopathischer Natur über den Tisch, abzüglich Versand immer noch gut 2.000.

Phytopharmaka stellten 2020 mit 111,9 Mio. Packungen bei 1.799 Mio. € Kundenumsatz brutto (durchschnittlicher Packungswert 16,10 €) ein nochmals größeres Segment dar. Auch hier entfallen gut 85% auf die Selbstmedikation. Traditionell entfallen über 40% nach Stückzahl auf Erkältungspräparate, 2020 waren es allerdings pandemiebedingt nur noch etwa 35%.

Wie sehen die "Rennerlisten" aus? Die wichtigsten Homöopathie-Anbieter 2020 waren die Firmen

  • Heel,
  • DHU,
  • WALA,
  • Pharma SGP und
  • Weleda.

Bei den Produkten standen Neurexan, Traumeel S, Vertigoheel, Euphrasia WALA und Meditonsin auf dem Siegertreppchen. Bei den Phytopharmaka gaben diese Firmen den Ton an:

  • Schwabe,
  • Bionorica,
  • Bayer,
  • Klosterfrau und
  • Engelhard.

Die meistverkauften Produkte waren Sinupret, Iberogast, Tebonin, Gelomyrtol und Gingium.

Wie die deutlich höheren Packungswerte zeigen, bieten Phytopharmaka und selbst die viel gescholtenen homöopathischen Präparate im Kontext des üblichen OTC-Geschäfts ein überdurchschnittliches Ertragspotenzial in Form entsprechend höherer Stückerträge.

Prof. Dr. Reinhard Herzog, Apotheker, 72076 Tübingen, E-Mail: Heilpharm.andmore@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(20):15-15