Von Apotheke light zu Apotheke zero?

Liebe Leserinnen und Leser,

die technologische Entwicklung schreitet rasant voran, und es würde unserer Branche gut zu Gesichte stehen, Neuem mit Offenheit statt Argwohn zu begegnen. Sich nämlich alleine auf die schützenden „Regulierungsbollwerke“ von Apothekenbetriebsordnung & Co. zu verlassen, wird auf Dauer nicht tragfähig sein.

Das „Better Apo“ Apothekenterminal von QuEp ist ein aktuelles Praxisbeispiel dazu. Deshalb haben wir die Lösung exemplarisch herausgegriffen (ab Seite 6). Der Einsatz in den Räumen einer Apotheke ist unkritisch. Doch denken wir einen Schritt weiter: Was ist, wenn ein Apotheker ein solches Terminal in einem 10 km entfernten Nachbarort aufstellt? Als Rezeptsammelstelle mit Video-Beratung und angeschlossenem Botendienst. Ist das dann „gut“, weil es die Arzneimittelversorgung in der Fläche sichern hilft, oder „böse“, weil es diese vom physischen Besuch in der Apotheke entkoppelt? „Gut“, weil es von einem Vor-Ort-Apotheker betrieben wird, oder „böse“, weil es das scharf kritisierte „Apotheke light“- Konzept von Karl Lauterbach nochmal unterbietet? Sozusagen ein weiteres Downsizing von „Apotheke light“ zu „Apotheke zero“?

Diese Zuspitzung soll verdeutlichen, dass die bewährte Schwarz-Weiß-Logik spätestens dann versagt, wenn größere Umbrüche anstehen. Abgabeautomaten für Arzneimittel sind eine sehr reale Option für eine kostengünstige Arzneimittelversorgung in der Fläche, die wir weder wegdiskutieren noch dauerhaft wegklagen werden können, zumal angesichts chronisch klammer Kassen und des akuten Fachkräftemangels. Da ist es doch allemal besser, solche Lösungen in unsere Apotheken zu integrieren, anstatt das Feld den Versendern oder gar Branchenfremden zu überlassen. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet“, heißt es im 1. Thessalonicherbrief. Und es ist beileibe nicht alles schlecht an den neuen Systemen, schon gar nicht aus Sicht der Endkunden. Denen ist ein Automat vor der Haustür nämlich allemal lieber als eine 15 km entfernte Apotheke.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner