Extrem hohe Erwartungen


Dr. Hubert Ortner

Liebe Leserinnen und Leser,

das Bundesgesundheitsministerium (BGM) rangiert in der Ressort-Beliebtheit weit hinten – es wurde sogar schon spöttisch als Hauptgewinn beim „Ministeriums-Schrottwichteln“ gehandelt. Insofern ist Nina Warken ein hohes Maß an Resilienz zu wünschen, um dem Trommelfeuer der verschiedenen Lobbyverbände, die alle nur das Beste (mehr Geld) wollen, standzuhalten und wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen. Die sind angesichts der immer weiter aufgehenden Schere zwischen den GKV-Einnahmen und (zuletzt wieder deutlich gestiegenen) Ausgaben dringender vonnöten denn je. Schon die medizinische Grundversorgung in der Breite sicherzustellen, wird angesichts der demografischen Unwucht zur Herkulesaufgabe: So sind aktuell (Stand 2024) mehr als 40 % der deutschen Hausärzte älter als 60 Jahre – allein hier tut sich auf Sicht eine riesige Versorgungslücke auf!

Für die Apotheker schlägt am 16. September die Stunde der Wahrheit, wenn die Bundesgesundheitsministerin am Deutschen Apothekertag „live und in echt“ zu den Delegierten sprechen wird. Sie hat angekündigt, einen Gesetzentwurf nach Düsseldorf mitzubringen und im Vorfeld mehrfach betont, die Apotheken nachhaltig stärken zu wollen – wirtschaftlich, aber auch im Wettbewerb mit den Versendern. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen, dass der Koalitionsvertrag – Finanzierungsvorbehalt hin, ausufernde GKV-Kosten her – eins zu eins umgesetzt wird. Tatsächlich wäre die Erhöhung des Rx-Fixums auf 9,50 € und Wiederzulassung der Rx-Skonti nach der Hängepartie der letzten Jahre ein echter Befreiungsschlag. Vor allem die besonders unter Druck stehenden Betriebe aus dem untersten Drittel würden dadurch wieder Luft zum Atmen bekommen.

Ob Warken ihren warmen Worten in Düsseldorf aber wirklich harte Taten folgen lässt, ist völlig offen. Denn so viel Realitätssinn muss sein: Everybody‘s Darling zu sein, gehört mit Sicherheit nicht zu ihrem Jobprofil.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner

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